"Unser Boden vergilbt, ich glaube, wir haben eine mangelhafte Beschichtung erhalten oder die Reinigungschemie hat die Oberfläche zerstört", so der Hilferuf, der den Gutachter erreichte. Was war passiert, dass der Boden in einer derart schlechten Optik erschien und wie war der helle Streifen direkt vor dem Küchenblock zu erklären?

Ein spannender Fall, der am Ende für ein wenig Schmunzeln sorgte, aber auch die Hoffnung, dass Auftraggeber verstärkt Fachbetriebe einsetzen: Der in einer Teeküche verlegte elastische Bodenbelag wurde nach Kundenaussage vor einem knappen Jahr grundgereinigt und beschichtet und seitdem täglich gereinigt. Der Boden war bis auf einen schmalen Streifen vor dem Küchenblock gelblich-braun geworden. Nur direkt vor dem Küchenblock, also dem Bereich, in dem es durch den Überhang der Küchenschränke zu einer geringen Frequentierung der Bodenfläche kommt, war keine optische Beeinträchtigung zu erkennen.
Lag es an der Grundreinigung?
Dass es sich um einen Schaden handeln könnte, der im Rahmen der Grundreinigungsarbeiten entstanden ist, war natürlich ein Gedanke. Allerdings nahm der Gutachter den Termin mit einer ganz anderen Idee wahr, sodass die Musterkoffer mit verschiedenen Reinigungsmitteln bestückt waren. Eine Musterfläche wurde angelegt, nachdem an verschiedenen Stellen geprüft wurde, ob tatsächlich eine Beschichtung aufgebracht beziehungsweise ob diese vorhanden war. Hierzu wurden Schnellmessungen mittels Ultraschall vorgenommen, wobei die Daten nicht ausgewertet wurden, sondern lediglich der Unterstützung dienten.
Die Beschichtung schien auf den ersten Blick intakt, sodass die Reinigungsprobe erfolgte. Die Musterfläche wurde mittels Melaminpad und Wasser angelegt, mit entsprechend schnellem Erfolg. Denn es handelte sich um Schmutz, der gleichmäßig über die gesamte Fläche in die Oberfläche einmassiert worden war.
Nur die Laufstraẞen bearbeitet
Es wurden folgende Fehler gemacht, die zu dem Schadensbild führten: Die Bodenfläche, gerade im Bereich des Küchenblocks, war nicht vollflächig gereinigt worden. Regelmäßig wurden nur die Laufstraßen bearbeitet und die Randbereiche ausgenommen, sodass auch der Bereich hinter der Tür optisch in einem besseren Zustand war.
Angelöst, aber nicht aufgenommen
Zudem wurden durch die falsche Reinigungstechnik nicht alle Verschmutzungen entfernt. In Objekten kommt es häufig zu dem Fehler, dass Verschmutzungen zwar angelöst, aber nicht vollständig aufgenommen werden. Im Laufe der Nutzung, aber auch abhängig von der Reinigungsfrequenz, wird der Schmutz dann regelrecht in die Oberfläche einmassiert. Je nach Schmutzart erscheint ein mehr oder weniger homogenes Verschmutzungsbild.
Zum einen wird zu wenig Reinigungsflotte aufgebracht (Voraussetzung ist, dass die Oberfläche wasserbeständig ist). Das führt dazu, dass der gelöste Schmutz nicht vollständig aufgenommen, sondern über einen nicht näher definierbaren Zeitraum in die Oberfläche einmassiert wird.
Moppwechsel zu selten
Zum anderen wird der schlechte optische Eindruck noch verstärkt durch falsche Mechanik. Statt auf ein hochwertiges Mikrofasertextil zurückzugreifen, hatte man sich in diesem Fall für klassische Baumwollbezüge entschieden. Ein Moppwechsel wurde nicht, zumindest nicht ausreichend häufig, durchgeführt, sodass die volle Leistungsfähigkeit des Reinigungstextils nicht vorhanden war. Diese Aspekte führten schließlich zu der schlechten Optik der Oberfläche.
Im Rahmen einer Zwischenreinigung konnten die einmassierten Verschmutzungen unter Verwendung eines Allzweckreinigers mit Melaminpad entfernt werden.
Sascha Hintze | heike.holland@holzmann-medien.de
Tipp vom Gutachter: Reinigungstextilien regelmäẞig wechseln
Sascha Hintze, Gebäudereinigermeister, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger: "Bei der Durchführung von Reinigungsarbeiten, auch im Rahmen der Unterhaltsreinigung, ist zu berücksichtigen, welche Reinigungschemie in Verbindung mit welcher Mechanik eingesetzt werden kann, ohne dass ein Schaden für den Werkstoff entsteht.
Die Reinigungsflotte sollte nach Möglichkeit über den gesamten Zeitraum der Reinigungsarbeiten auch Reinigungsflotte bleiben. Die Durchführung der Arbeiten mit vorgetränkten Mopps erleichtert nicht nur den mit der Reinigung beauftragten Personen ihr Handeln, sondern sorgt auch unter Berücksichtigung der Leistungskennzahlen für ein besseres und somit hygienischeres Ergebnis. Unterstützt werden sollte dies durch einen regelmäßigen Wechsel der Reinigungstextilien in Abhängigkeit vom Verschmutzungsgrad der Oberfläche. Ein Wechsel der Reinigungstextilien sollte jedoch mindestens von Raum zu Raum stattfinden."