Säure auf Metall: Die Dosierung macht den ­Unterschied

Bei einer Grundreinigung im Sanitärbereich verteilte die Reinigungskraft den ­Sanitärreiniger direkt aus der Flasche auf den Boden. Leider gab es eine ­entsprechende Reaktion mit den Metallabläufen.

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    © Sascha Hintze
    Schwarze Tropfen im Bereich in der Dusch­abläufe aus Edelstahl nach erfolgter Grundreinigung.
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    Schadensursache war die direkte Aus­bringung des Grundreinigers auf die Oberfläche.

Im vorliegenden Fall wurde ein Dienstleister damit beauftragt, in einem ausgedehnten Sanitärbereich Grundreinigungsarbeiten durchzuführen. Aufgrund der kurzen Nutzungsdauer nach Fertigstellung des Gesamtobjektes stellte der Auftrag keine besondere Herausforderung dar.

Schon während der Abnahme der Reinigungsarbeiten wurden allerdings von Auftraggeberseite diverse Unzulänglichkeiten geltend gemacht. Besonders auffällig waren schwarze Tropfen im Bereich der Dusch­abläufe aus Edelstahl, die der Sachverständige beim ­Vor-Ort-Termin feststellte. Es galt zu klären, wie der Schaden zustande gekommen ist und ob dieser in Zukunft vermieden werden kann.

Herstellervorgaben beachten

Edelstahl hat eine hohe Korrosionsbeständigkeit, die von den in der Legierung vorhandenen Anteilen an Chrom und Molybdän abhängig ist. Beim Einsatz von Säuren oder säurehaltigen Produkten ist darauf zu achten, dass die Herstellervorgaben bezüglich Konzentration und Einwirkzeit eingehalten werden oder, soweit möglich, entsprechende Einbauten vor der Reinigung entfernt werden.

Aus dem Schadensbild – Punkte, Spritzer – wird ersichtlich, wie in diesem Fall vorgegangen beziehungsweise in welcher Konzentration das Reinigungsprodukt aufgetragen worden sein muss, nämlich durch ein Aufspritzen direkt aus der Flasche ohne jegliche Dosierung.

Dabei geben die Chemiehersteller Dienstleistern vielfältige Hilfsmittel an die Hand, um solche unnötigen Schäden im Objekt zu vermeiden: von Dosierbeuteln und Dosierkappen über Dosierflaschen bis zu voreingestellten Dosieranlagen. Und nicht zu vergessen: der gute alte Messbecher.

Falsch dosiert, Säurekonzentration zu hoch, Einwirkzeit zu lang

Verantwortlich für den Schaden war in diesem Fall ­also die falsche Dosierung in Form des direkten Aufbringens des säurehaltigen Sanitärgrundreinigerkonzentrats auf die Metalloberfläche. Die Säurekonzentration war dadurch viel zu hoch. Und auch die Einwirkzeit war viel zu lang.

Eine Dosierung gemäß der vom Chemiehersteller vorgegebenen Konzentration und ein vorschriftsmäßiger Auftrag der Reinigungsflotte hätte den Schaden vermieden. Zudem wäre es auch vollkommen unproblematisch gewesen, die Edelstahlgitter vor Durchführung der Reinigungsarbeiten zu entfernen. Beides ist im vorliegendem Fall nicht geschehen.

Sascha Hintze | markus.targiel@holzmann-medien.de

Tipp vom Gutachter: Mitarbeiter regelmäẞig im Objekt schulen

Sascha Hintze, Gebäudereinigermeister, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger - © Sascha Hintze

Sascha Hintze, Gebäudereinigermeister, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger: "Zu den häufigen Problemen, die immer wieder in den Objek­ten anzutreffen sind, zählen die fehlerhafte Dosierung von ­Reinigungschemie und die falsch bemessene Einwirkzeit. ­Dabei ist eine regelmäßige Schulung der Mitarbeiter durch den Objektleiter vor Ort schnell erledigt und meist effektiv im Ergebnis.

Grundsätzlich sollte in Bereichen, wo die Möglichkeit dazu besteht, eine anwendungsfreundliche Dosierhilfe zur Ver­fügung stehen. Idealerweise ist das eine Dosieranlage. Wenn dies nicht möglich ist, oftmals auch bedingt durch die Beschaffenheit der Reinigungskammer, bietet sich auch eine auf das jeweilige Reinigungsprodukt zugeschnittene Messeinheit an – Messbecher gibt es in fast allen Größen. Die Anwendungssicherheit kann verbessert werden, indem entsprechend der Vorgabe des Chemieherstellers und der im Objekt benötigten Menge an Reinigungsflotte die Größe des Messbechers individuell dem Reinigungsprodukt zugeordnet wird. "

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