Die Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21) und die Stadt Dortmund wollen mit "Service21" eine eigene Servicegesellschaft zur Erbringung unter anderem von Sicherheitsdiensten und Reinigungsleistungen gründen. Die Gebäudereiniger-Innung Dortmund bezeichnet das Vorhaben als "Unverschämtheit".

Die neue Service21, an der die Stadt Dortmund mit fünf Prozent und die Dortmunder Stadtwerke Beteiligungsgesellschaft (eine 100prozentige Tochter der DSW21) mit 95 Prozent beteiligt sind, soll künftig alle neuen oder freiwerdenden Aufträge mit eigenen Mitarbeitern sowohl für die Stadt Dortmund als auch für ihre städtischen Töchter erledigen. Unter anderem wäre damit die bisherige 50:50-Regelung bei der Stadt Dortmund für Reinigungskräfte – sprich: 50 % bei der Stadt und 50 % bei externen Dienstleistern – obsolet. Am 28. Februar befasste sich der Verwaltungsvorstand mit dem gemeinsamen Vorhaben, eine entsprechende Vorlage geht nun in die politischen Gremien.
Kai-Gerhard Kullik, Obermeister der Gebäudereiniger-Innung Dortmund, bezieht mit deutlichen Worten Stellung zu dem Vorhaben der Stadt Dortmund, deren Vorwürfe eine Unterstellung seien: "Uns ist nicht bekannt, dass die Fachbetriebe unserer Innung bisher bei städtischen Aufträgen jemals Anlass zur Klage gegeben hätten – weder bei Reinigungsaufgaben noch bei Sicherungsdiensten. Nicht nur die Arbeitsplätze dieser Mitarbeiter werden durch die unnötige Konkurrenz von Service21 gefährdet, sondern auch die Betriebe selbst, denen die Aufträge weggenommen werden."
Wenn es Grund zur Klage gebe, dann sei dies die Ausschreibungs- und Vergabepraxis der Stadt, die Billiganbieter bevorzuge statt das heimische, gut ausgebildete Gebäudereiniger-Handwerk zu berücksichtigen. "Wer immer nur billig will, darf sich nicht wundern, wenn die Arbeit nicht vernünftig erledigt wird", wählt Kullik klare Worte und ergänzt: "Billiganbieter beschädigen seit Jahren das Image unseres Handwerks. Wir lassen uns nicht damit über einen Kamm scheren und wehren uns dagegen, jetzt als Sündenbock für die Versäumnisse der Stadt den Kopf hinzuhalten."
Innung zu Gesprächen bereit
Kullik zufolge habe die Gebäudereiniger-Innung als Vertretung von 43 Unternehmen bisher offiziell keine Möglichkeit bekommen, zu dem Vorhaben der Stadt Dortmund Stellung zu nehmen. Die Innung sei jedenfalls zu Gesprächen gern bereit.
Neben dem Wegfall von städtischen Aufträgen für die Innungsbetriebe und den damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen empört den Obermeister der Innung Dortmund besonders der Eingriff in den Arbeitsmarkt: "Wir sind seit Jahrzehnten darum bemüht, in der Region Ausbildungsplätze anzubieten, um damit unseren Fachkräftebedarf zu decken und jungen Menschen die Chance auf einen guten Berufsstart zu ermöglichen. Gerade in der aktuellen Lage, in der das Handwerk dringend gut ausgebildete Fachkräfte braucht, droht uns nun durch die Initiative der Stadt eine Abwanderung der Arbeitnehmer in den vermeintlich sicheren öffentlichen Dienst."
Den Verantwortlichen bei der Stadt Dortmund legt Kullik die Lektüre eines Gutachtens des Landesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks für das Land NRW in Köln nahe. Es zeige, dass der Wechsel von privatwirtschaftlichen Reinigungsunternehmen hin zu kommunalen Eigenleistungen keinesfalls kostengünstiger sei. Darüber hinaus erinnert der Obermeister daran, dass es bereits 2004 einen ähnlichen Konflikt mit den damaligen Dortmunder Diensten (DoDi) gegeben habe, die mit Ein-Euro-Jobbern in den Markt der Maler und Lackierer drängten. Dank der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der ARGE (Arbeitsgemeinschaft im JobCenter Dortmund GmbH) sei der Konflikt jedoch einvernehmlich zugunsten des Handwerks beigelegt worden. "Ich denke, wir sollten aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen", schließt der Obermeister. /GH