Die Reinigungsbranche 2022: Stabil in unsicheren Zeiten

Seit über zwei Jahren stellt sich das Gebäudereiniger-Handwerk der Corona-Pandemie. Als ­wäre das nicht Herausforderung genug, sieht sich die Branche aktuell mit den weitreichenden ­Folgen des Ukraine-Kriegs konfrontiert. Der Branchenspiegel Gebäudedienste in Deutschland 2022 zeichnet ein aktuelles Lagebild. Das Ranking im Überblick.

Alles andere als glasklar: Was die kommenden Monate für die Wirtschaft im Allgemeinen und die Gebäudedienstleister im Besonderen bringen werden, lässt sich aktuell kaum abschätzen. - © wip-studio – stock.adobe.com

Wie sind die Dienstleister durch das Jahr 2021 gekommen? Was bewegt die Unternehmen derzeit? Welche Trends zeichnen sich in der Reinigungsbranche ab? Diese und weitere Fragen hat ­rationell reinigen im Rahmen der mittlerweile 28. Auflage der Branchenbefragung Gebäudedienste in Deutschland gestellt, an der sich in diesem Jahr insgesamt 108 Unternehmen beteiligt haben. Die Auswertung erfolgte einmal mehr in Zusammenarbeit mit selbstständigen Beratern, die der studentischen ­Unternehmensberatung der Universität Augsburg (JMS Augsburg e.V.) angehören.

Wie seit dem Ausbruch des Corona-Virus im März 2020, stand auch das Jahr 2021 ganz im Zeichen der Pandemiebewältigung: Die vielfältigen und von Bundesland zu Bundesland oft unterschiedlichen Schutzmaßnahmen beziehungsweise permanent wechselnde Regularien haben die Arbeit vor Ort in den Objekten weiterhin erschwert und auch die Krankenstände der Beschäftigten sind beim Großteil der Dienstleister als Folge der Pandemie spürbar gestiegen. Weiter stabilisiert hat sich trotz allem die Auftragslage in der Branche; lediglich 15 % der Dienstleister geben an, dass sich ihre Reinigungsintervalle im Vergleich zum Vorjahr verringert haben.

Wachstum liegt bei vier Prozent

Rein wirtschaftlich gesehen sind die Gebäudereiniger recht ordentlich auch durch das zweite ­Corona-Jahr gekommen: Betrachtet man den Gesamtumsatz aller an der Umfrage teilnehmenden Dienstleister, ergibt sich in Summe ein Plus von rund 4 % gegenüber dem Vorjahr. Beim Blick auf die einzelnen Unternehmen finden sich zwar zum Teil deutliche Ausreißer nach oben mit hoch zweistelligen Umsatzzuwächsen; allerdings stehen diese mitunter nicht für organisches Wachstums, sondern sind nicht selten das Resultat einer Firmenübernahme. Rund 15 % der befragten Betriebe vermelden ­einen Umsatzrückgang im Geschäftsjahr 2021.

Wie es am Ende dieses Jahres aussehen wird, ist momentan schwer abschätzbar. Die Pandemie ist nach wie vor nicht ausgestanden und keiner weiß, wie sich das Infektionsgeschehen ab dem Herbst entwickelt. Dazu kommen der sich zuspitzende Rohstoffmangel, die bevorstehende Energiekrise und weitere Verwerfungen in den weltweiten Lieferketten, was für die Dienstleister bereits jetzt hohe Preissteigerungen beim ­Material- und Energieeinkauf mit sich bringt. Nicht zuletzt steigen die Personalkosten im Zuge der von den Tarifparteien zum 1. ­Oktober ausgehandelten Erhöhung der Branchenmindestlöhne, die damit auch weiterhin über dem dann geltenden gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro liegen. Dazu eine Stimme aus den Reihen der Befragten, die stellvertretend für eine Vielzahl der Dienstleister stehen dürfte: "Wir freuen uns, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ­höhere Löhne bekommen – sie sind ein Zeichen hochverdienter Wertschätzung. Zusammen mit den weiteren Kostensteigerungen werden aber Preisanpassungen unvermeidlich. Ich hoffe, dass es bei unseren Kunden ein entsprechendes Verständnis dafür gibt – jedenfalls stehen uns in den kommenden Wochen und Monaten viele Gespräche diesbezüglich bevor."

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Personal, Personal, Personal

Nach den größten Herausforderungen gefragt, ­denen sich die Branche stellen muss, wird neben den Stichworten Digitalisierung und Nachhaltigkeit nahezu uni­sono der Mangel an Arbeitskräften genannt. Letzteres Problem ist nicht neu, führt jedoch immer häufiger ­dazu, dass Neuaufträge nicht angenommen werden können oder gar bestehende Aufträge seitens der Dienstleister gekündigt werden müssen. Ein vielsagender O-Ton hierzu: "Früher gab es bessere und weniger gute Reinigungskräfte. Künftig gibt es Unternehmen, die noch Personal stellen können, und solche, die keines mehr stellen können."

Löhne, die deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen, sind sicher ein wichtiger Baustein, um ­Mitarbeitende für die Reinigung zu gewinnen und auch in der Branche zu halten, jedoch nicht die alleinige Lösung des Arbeitskräfteproblems. Ein Umfrageteilnehmer hat auch hierzu eine klare Meinung: "Um Mitarbeiter für die Reinigung zu gewinnen, muss Rekrutierung neu gedacht werden. Zudem muss unsere Branche noch intensiver auf ihre Stärken wie zum Beispiel sichere Arbeitsplätze und vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten aufmerksam machen.“ Ein anderer ist jedenfalls optimistisch: "Sofern es die Branche schafft, die Arbeitsbedingungen sowie die Zeitfenster für die Erbringung der Dienstleistung Gebäudereinigung familienfreundlicher zu gestalten und darüber ­hinaus auch eine deutlich höhere Wertschätzung für die Dienstleistung auf der Auftraggeberseite generieren kann, gibt es auch Chancen, wieder mehr Personal zu rekrutieren."

Apropos Rahmenbedingungen und Zeitfenster der Leistungserbringung: Wir haben die Dienstleister ­unter anderem gefragt, wie hoch in ihren Unternehmen der Anteil an Tagesreinigung ist. Das Ergebnis: Bei 45,4 % der Betriebe liegt der Anteil von Daytime Cleaning aktuell unter 20 %, bei 22,7 % beträgt er weniger als 5 %. Immerhin 32 % der Dienstleister geben an, bereits mehr als 20 % Tagesreinigung zu erbringen.

In was die Dienstleister investieren

Das Schlagwort Digitalisierung ist bereits gefallen. Gerade während der Pandemie hat dieses Thema aufgrund der massiven Veränderungen bei den Arbeits- beziehungsweise Geschäftsprozessen enorm an Fahrt aufgenommen. 89,5 % der befragten Unternehmen ­bezeichnen sich diesbezüglich heute als gut bis sehr gut aufgestellt. Lediglich für zwei der von uns befragten Dienstleister ist Digitalisierung bis dato kein ­Thema.

Die Top-Ausbildungsbetriebe (Stand: Juli 2022)

Unternehmen/Anzahl Azubis

  1. Gegenbauer (Holding SE & Co. KG): 89
  2. Piepenbrock Unternehmensgruppe: 59
  3. Niederberger Gruppe Verwaltungs-GmbH: 41
  4. Stölting Service Group GmbH: 23
  5. Wackler Holding SE: 22
  6. Bockholdt GmbH & Co. KG: 20
  7. Dussmann Group: 15
  8. Breer Gebäudedienste GmbH: 14
  9. 3B Dienstleistung Deutschland GmbH 13
  10. Dorfner Gruppe:12
  11. Schulz Gebäudeservice GmbH & Co. KG: 12
  12. Spiegelblank Reinigungsunternehmen GmbH: 12
  13. Lieblang Holding GmbH (Lieblang Dienstleistungsgruppe): 10
  14. Wisag Facility Service Holding GmbH: 10
  15. Bogdol Verwaltungs- und Immobilien GmbH: 9
  16. gewa GebäudeDienste: 9
  17. GRG Services Berlin GmbH & Co. KG: 9
  18. Universal Gebäudemanagement und Dienstleistungen GmbH: 9
  19. Gebäudeservice Weikamm GmbH: 8
  20. Kleine Reinigungs- und Dienstleistungsgesellschaft mbH: 8

Die angegebenen Zahlen beziehen sich auf Auszubildende in der Gebäudereinigung.

Was die Anbieter entsprechender Lösungen freuen wird: 83 % der Dienstleister, die in diesem Jahr noch Investitionen geplant haben (das sind ebenfalls 83 % aller teilnehmenden Unternehmen), wollen hierfür Geld in die Hand nehmen. 51 % der Dienstleister haben vor, noch in konventionelle Reinigungsmaschinen zu investieren (Mehrfachnennungen waren möglich), 50 % in Equipment und 38 % in Robotik beziehungsweise autonome Reinigungsmaschinen.

Ausbildung – nur (noch) etwas für die Groẞen der Branche?

Gerade junge Menschen für eine Ausbildung im ­Gebäudereiniger-Handwerk zu gewinnen, wird immer mehr zur Herkulesaufgabe. Bildeten die Top-20-Ausbildungsbetriebe der letztjährigen Umfrage im Jahr 2021 insgesamt noch 494 Gebäudereiniger und ­Gebäudereinigerinnen aus, so sind es in diesem Jahr rund 20 % weniger (404). Auch zu diesem ­Thema haben wir nachgefragt: Können die Ausbildung im Gebäudereiniger-Handwerk nur noch die großen ­Betriebe stemmen? Mit Ja haben lediglich 6,1 % der Befragten geantwortet, die überwiegende Mehrheit (83,8 %) ist hingegen der Meinung, dass auch kleinere ­Betriebe die Ausbildung nach wie vor stemmen können.

Eine weitere Frage, die wir in diesem Zusammenhang gestellt haben: Glauben Sie, dass eine verstärkte Technisierung/Digitalisierung in den Betrieben die Attraktivität des Gebäudereiniger-Berufes insbesondere bei der Generation Z steigern kann? 37,5 % der Befragten antworten darauf mit Ja, 43,3 % verneinen dies klar. Alle übrigen (19,2 %) sind ob der Frage unschlüssig.

Festzuhalten bleibt: Die Zahl der Auszubildenden geht kontinuierlich zurück. Auch beim Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) ist man sich dieser Problematik bewusst. Bereits im Februar betonte Bundesinnungsmeister Thomas ­Dietrich, dass der Verband den Fachkräfte- beziehungsweise Personalmangel 2022 auf allen Verbandsebenen und in allen Gremien zum Fokusthema machen werde.

Weitere Ergebnisse und grafische Auswertungen der diesjährigen Branchenbefragung stehen für Abonnenten der Printausgabe hier zum Download bereit.

Günter Herkommer | guenter.herkommer@holzmann-medien.de