Waschen oder waschen lassen? - rationell reinigen Gebäudedienste

Das Waschen von Wischbezügen ist nicht ohne. Kriegt man sie wirklich sauber nach Einsätzen in Industrieumgebungen mit extremen Verschmutzungen? Werden Wischbezüge hygienisch sauber für den nächsten Einsatz im Gesundheitswesen? Darüber hinaus stellt sich die Frage: Wie organisiere ich am besten meine eigene Versorgung mit Wischbezügen? Alles Aspekte, die irgendwann zu der Frage führen: Waschen oder waschen lassen? Ein Besuch bei einem textilen Vollversorger und der Blick auf seine Sicht der Dinge.„Ein Wischbezug ist nun einmal dazu da, sehr viel Schmutz aufzunehmen und so wenig Schmutz wie möglich abzugeben“, bringt es Dennis Pietron von Puschendorf Textilservice auf den Punkt: Das Waschen von Wischbezügen hat es in sich. Es sind spezielle Waschprogramme notwendig, damit die Wischbezüge auch wirklich sauber werden. Dabei wird jede Menge Schmutz abgegeben; je nach Einsatzort des Wischbezugs, z.B. bei der Reinigung in der Industrie, kann dieser auch extrem ausfallen. Und es fallen sehr viele Flusen an, viel mehr als bei Flach- oder Frotteewäsche. Das bedeutet für die eingesetzten Maschinen höchste Belastungen bis hin zu etwaigen Ausfällen. Und so steht jeder, der mit Reinigung zu tun hat – sei es das Gebäudereinigungsunternehmen oder ein Krankenhaus, das unter Umständen mit eigenem Personal reinigt –, am Ende vor der Entscheidung: Waschen oder waschen lassen? Hier kommt der Servicedienstleister ins Spiel – und Dennis Pietron, der sagt: „Waschen lassen, auf jeden Fall.“ Eine andere Antwort käme vom Vertriebsmann des textilen Vollversorgers für Krankenhäuser, Senioren- und Pflegeheime sowie für Hotels, der sich auch auf den Komplett-Service rund um Wischtextilien spezialisiert hat, mehr als überraschend. Pietron ist sich allerdings sicher, gute Argumente auf seiner Seite zu haben. Das SystemSchönebeck bei Magdeburg ist nicht nur der Hauptsitz von Puschendorf Textilservice. Der im Jahr 2001 neu gebaute und 2002 in Betrieb genommene Standort ist auch die zentrale Aufbereitungsanlage für alle Wischtextilien nach dem adsorb-med-System (siehe Infobox). Hierfür wurde in Zusammenarbeit mit Jensen-Senking und Ecolab eine Waschstraße mit einem auf Wischtextilien ausgerichteten Waschprozess entwickelt. Neben den Wischtextilien hat sich Schönebeck in den vergangenen Jahren auf den Bereich Leo System Care, eine Dienstleistung für Senioren- und Pflegeeinrichtungen, fokussiert, welche die Pflege der bewohnereigenen Wäsche und Kleidung beinhaltet. Das Vertriebsgebiet erstreckt sich in einem 250-km-Radius rund um Magdeburg. Dieses wird mit eigenen LKW abgedeckt. 2013 wurde ein weiterer Betrieb in Mannheim gekauft, der einen Radius von 100 km abdeckt. Darüber hinaus gibt es noch einen Kooperationspartner in Nordrhein-Westfalen, der das dortige Gebiet versorgt. Da die kleinen Chargen – weniger als 50 Wischtextilien im Rahmen des Performance-Pakets (siehe Infobox) – über DHL zugestellt werden, kann bei diesem Modul eine bundesweite Lieferung sichergestellt werden. Das System für Wischtextilien funktioniert wie folgt: Der Kunde kauft keinen einzigen Wischbezug und kein Oberflächentuch mehr, sondern mietet seinen Bedarf bei Puschendorf. Die Textilien werden nach einem individuellen Rhythmus abgeholt, nach RKI-Richtlinie gewaschen und wieder zur Verfügung gestellt. Das Mietsystem garantiert eine stückgenaue und pünktliche Lieferung der Textilien. Die Wischbezüge stammen hauptsächlich von Ecolab, Vermop, Shampid und Orca, die Wischtücher von 3M. Jeder Wischbezug ist mit einem RFID-Chip ausgestattet. Die Mietkosten fallen erst an dem Tag an, an dem der Wischbezug im Objekt ankommt. Sobald er das Objekt wieder verlässt, stoppt auch die Miete. Anhand des Mikrochips ermittelt das System auch die optimale Waschprozedur und dokumentiert den aktuellen Status. Ähnlich dem so genannten „Tracking“ bei Kurierdiensten kann so jederzeit überprüft werden, wo sich die Bestände befinden. Außerdem kann bis zum einzelnen Wischbezug der Verbrauch für den Kunden kostenstellenbezogen erfasst und optimiert werden. Nach einer entsprechenden Nutzungsdauer sortiert sich das „abgelaufene“ Textil selbst aus. So werden ausschließlich saubere und inkrustationsfreie Wischtextilien mit hohem Weißgrad nach RAL-GZ 992/2 genutzt. Der KreislaufJedes ausgelieferte Paket frischer Wischbezüge enthält auch einen Abwurfsack, in den die verschmutzten Bezüge im Objekt abgeworfen werden. Diese Abwurfsäcke werden dann in Containern per LKW zur Wäscherei transportiert, wo die Säcke aufgemacht und recycelt werden, während die Wischbezüge per Band zunächst in die Vorreinigung transportiert werden. In einer großen Trommel werden die Wischbezüge unter Zugabe von Wasser durchgeschleudert. Dabei werden Chemikalienreste und Grobverschmutzungen herausgespült. Da-mit werden Inkrustationen und die Vergrauung so gut wie ausgeschlossen. Im Anschluss daran werden in einem Rüttler alle Flusen sowie noch einmal härtere und größere Verschmutzungen entfernt. Erst danach gelangen die Wischbezüge als Posten dann in die eigentliche große Waschstraße. Diese besteht aus mehreren Kammern: Vorreinigung, Reinigung, Desinfektion, Nachspülen. Das zum Nachspülen benutzte Wasser wird im Übrigen in der Vorreinigung wiederverwendet, so dass je Kilogramm Wischbezüge rund 6 l Wasser verbraucht werden. „Im Vergleich verbraucht eine normale Waschmaschine hierfür ungefähr 30–35 l Wasser“, stellt Pietron den Umweltaspekt heraus. Auch in puncto Energieverbrauch sei die Großwäscherei, bezogen auf die Menge der Wischbezüge, deutlich ressourcensparender. Die Wischbezüge werden anschließend in die Trockner transportiert. Diese „wissen“, welche Art von Wischbezug ankommt – ob aus Mikrofaser oder Baumwolle –, und passen dementsprechend die Temperatur an. Danach werden die Wischbezüge noch einmal nach Art der Mikrofaser sortiert, so dass sie sortenrein an den Arbeitsplätzen ankommen, wo sie als 20er-Paket gelegt, verschweißt und mit einem Barcode versehen werden, der über die Art der Wischbezüge im Paket Auskunft gibt und dem gleichzeitig alle Wischbezüge, die sich im Paket befinden, zugeordnet werden. Dies dient der Nachverfolgbarkeit der Bezüge im gesamten Kreislauf. Und der Kunde kann jedes Paket scannen und dieses einem Objekt, einer Etage oder sogar einem Mitarbeiter zuordnen. Die so aufbereiteten und verpackten Wischbezüge gelangen abschließend ins Lager der Wäscherei und sind keinem Kunden mehr zugeordnet. Erst wenn sie wieder auf einen Kunden kommissioniert werden, wird der Wischbezug dem Kunden zugeordnet und für die Auslieferung bereitgestellt. Die Vorteile„Ein gemieteter Wischbezug ist qualitativ besser und sauberer als ein selbst gewaschener“, unterstreicht Dennis Pietron. In Schönebeck werden allein 80.000 Wischbezüge pro Tag gereinigt und man erreiche dabei eine Qualität, die eine herkömmliche Waschmaschine nicht einmal ansatzweise leisten könne. Pietron führt eine Reihe von Argumenten an, warum sich das Outsourcing des Waschprozesses für Gebäudereiniger und Kunden, die in Eigenregie reinigen, lohnt: Das Personal wird vom Waschen der Textilien entlastet und kann sich ganz auf den Job konzentrieren, wodurch der Workflow gesteigert wird.Der Arbeitsaufwand um das Waschen entfällt.Ein Kauf von Wischtextilien bedeutet Folgekosten (Verschleiß und Nachkauf, Säuberung, Lagerung der Textilien, Technikanschaffung und -wartung).Mit dem adsorb-med-System fällt Miete nur an, wenn die Textilie wirklich benutzt wird.Es handelt sich um kein Abo und es gibt keine Mindestabnahmemengen.Die gemieteten Textilien sind immer hochwertig und klinisch sauber.Die Wischtextilien werden genau auf die jeweiligen Mitarbeiter, Objekte oder Stationen zugeordnet, wodurch sich nachweislich der Schwund reduzieren lässt.Es lassen sich Verbrauchsstatistiken der jeweiligen Lieferstellen nach Monaten oder Jahren erstellen.Die Kosten können durch Anleitung der Mitarbeiter, die Verweildauer in den Objekten kurz zu halten und somit den Mietanteil so gering wie möglich zu gestalten, reduziert werden.Liefermengen, Bestandsmengen und Verbrauch lassen sich nach Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren auswerten.Der Kunde erhält ein kostenloses Modul zur Auswertung und Analyse.Die KundenDa alle Wischtextilien nach RKI-Richtlinie gewaschen werden, eignet sich das System insbesondere auch für Dienstleister, die im Gesundheitswesen tätig sind. Aus diesem Bereich kommen auch die größten und meisten Kunden. Die Anforderungen an die Reinigung klinischer Räume und Flächen sind hoch. Hygiene und Desinfektion müssen auf höchstem Niveau stattfinden, um eventuellen Krankheitserregern keine Chance zur Ausbreitung oder gar Übertragung zu geben. Für jeden Raum müssen aus hygienischen Gründen neue Wischtextilien eingesetzt werden, um eine Keimverschleppung erst gar nicht möglich zu machen. Das dadurch anfallende Wäschevolumen ist entsprechend hoch. Deshalb können die Schönebecker mit ihrer zertifizierten und dokumentierten Waschdienstleistung im Bereich Gesundheitswesen besonders punkten, weil der Kunde weiß, er ist bezüglich der Hygiene auf der sicheren Seite. Insgesamt eignet sich das Mietsystem durch seine drei Module (siehe Infobox) jedoch für nahezu jeden Kunden, egal wie hoch der Bedarf an Reinigungstextilien ist, unabhängig vom zu reinigenden Objekt. „Unser kleinster Kunde ist eine Polizeistation, an die wir alle zwei Wochen 40 Wischbezüge liefern“, berichtet Pietron. „Am anderen Ende der Skala liegt eine medizinische Hochschule, in der einer der größten Gebäudereiniger Deutschlands täglich mit 10.000 Wischbezügen beliefert wird.“ Dass sich das System aber eben nicht nur für Großobjekte im Gesundheitswesen eignet, belegt eine Studie, die 2013 vom FIGR Forschungs- und Prüfinstitut für Facility Management (Metzingen) durchgeführt wurde. Die „Prozesskostenanalyse von Wischbezügen im Hinblick auf die Versorgung von Kleinobjekten vs. adsorb-med-Performance-System“ kommt in ihrem Fazit zu folgenden Schlüssen: „Aus der Waschkostenanalyse geht deutlich hervor, dass die Arbeitskosten für das Befüllen, Starten, Aus- und Einräumen der Waschmaschine sowie insbesondere das Disponieren der Wischbezüge den größten Kostenfaktor ver- ursachen. Es gilt deshalb, diesen hohen Logistikaufwand zu reduzieren bzw. zu vermeiden. An dieser Stelle setzt die Idee des adsorb-med-Performance-Systems an“, heißt es im Hinblick auf mögliche Einsparpotenziale, die Gebäudereiniger realisieren können. Weiter heißt es: „Die Kostenanalyse macht deutlich, dass der Abhol- und Anlieferungsservice von Wischbezügen für Dienstleistungsunternehmen vor allem dann wirtschaftlicher als die Eigenwäsche ist, wenn die Objektentfernung die Fahrzeit von 30 Minuten übersteigt. Bei gleichzeitig abnehmender Objektgröße kommt dieser Kosteneffekt noch deutlicher zum Tragen.“ Deshalb lasse sich laut Studie zusammenfassend feststellen, „dass die Frage der Wirtschaftlichkeit für die Moppwäsche maßgeblich von den örtlichen Gegebenheiten sowie von der Anzahl der zur Reinigung eingesetzten Wischbezüge abhängt“. Bleibt die abschließende Frage an Dennis Pietron, ob ihm die Gebäudereiniger „die Bude einrennen“, weil sie auf das Mietsystem umsteigen wollen. „Ganz so ist es nicht. Aber wir sind zufrieden und gewinnen laufend Kunden hinzu.“ Oftmals bekomme er von potenziellen Kunden zur Antwort, man habe die Wischtextilien schon immer selber gewaschen und bleibe dabei. „Da sind die Gebäudereiniger zum Teil recht konservativ“, sagt Pietron. „Doch wer einmal unser Kunde ist, der bleibt auch.“ Markus J. Targiel | markus.targiel@holzmann-medien.de

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