Volksfest mit traditionellem Charme So war das mit dem Oktoberfest

Das Münchner Oktoberfest ist weltweit wegen seiner Größe und Vielfalt bekannt. Doch die Wenigsten wissen, wann und wie das größte Volksfest der Welt seinen Anfang nahm. rationell reinigen hat sich auf eine kleine Zeitreise begeben und für Sie herausgefunden, wie das Oktoberfest eigentlich zustande kam.Ein bunter Reigen aus Fahrgeschäften sorgt heutzutage bei Groß und Klein für eine „mords Wiesn-Gaudi“. 1818 befanden sich Vorläufer des Riesenrads, sogenannte Russenräder, auf dem Festgelände. Etwa 100 Jahre später folgte das erste Kettenkarussel. Bild: Thaut Images – stock.adobe.comWas ursprünglich als abschließende Veranstaltung der Feierlichkeiten für eine bayrische Prinzenhochzeit geplant war, entwickelte sich rasch zu einem beliebten Volksfest. Es bedurfte lediglich ein paar Schausteller und Brauereien, die sich innerhalb weniger Jahre noch dazugesellten, und schon war der Grundstein für das Oktoberfest, wie wir es heute kennen, gelegt. Das erste OktoberfestAlles begann mit der Hochzeit von Kronprinz Ludwig, dem späteren König Ludwig I. von Bayern, und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Am 12. Oktober 1810 fand die Vermählung statt, die darauffolgenden offiziellen Feierlichkeiten dauerten fünf Tage. Die Idee, ein Pferderennen zu Ehren des königlichen Brautpaares zu veranstalten, stammt Überlieferungen zufolge von Franz Baumann, einem Unteroffizier der Nationalgarde, – vermutlich in Gedenken an das letzte Scharlachrennen von 1786. Kavallerie-Major Andreas von Dall’Armi übermittelte den Vorschlag an König Max I. Joseph von Bayern, welcher diesen begeistert aufnahm. Und so begründet der Startschuss des Pferderennens am 17. Oktober 1810 den Ursprung des Oktoberfests. Dieses fand damals noch auf einer Wiese außerhalb der Stadtmauern statt, ganz ohne Fahrgeschäfte, Schausteller und Bierzelte. Der Name für die Wiese wurde zu Ehren der Braut übernommen („Theresens Wiese“) und lautet seither Theresienwiese. Entwicklung zum VolksfestDa man Gefallen an dem Fest gefunden hatte, sollte es weiterhin stattfinden. 1811 trat als Veranstalter der „Landwirtschaftliche Verein in Bayern“ in Erscheinung, der Fest und Pferderennen zur Präsentation bäuerlicher Leistungen nutzte. Aufgrund der Verwicklung Bayerns in die napoleonischen Kriege fiel das Oktoberfest 1813 erstmals aus. In den Folgejahren jedoch wuchs das Fest immer weiter: Rund um die Pferderennbahn kamen die ersten Buden hinzu, Kletterbäume, Kegelbahnen und Russenräder sorgten für Vergnügen. 1818 wurde erstmals ein Karussell aufgebaut, ebenso wie die Taubenscheibe, ein Wurfstand des Münchner Wirts Anton Gruber. Er war es auch, der die Schiffschaukel auf die Wiesn brachte – sie ist eines der ältesten Fahrgeschäfte auf dem Gelände. Bis einschließlich 1818 fand die Wiesn als privat finanzierte Veranstaltung statt. Nach der Aufhebung eines Gemeindeedikts erhielt die Stadt München wieder einen eigenen Finanzhaushalt, so dass sie ab 1819 die Festleitung übernehmen konnte und seither als Veranstalter auftritt. Über das Fest wacht seit 1850 symbolisch die Statue der „Bavaria“. Das 19. Jahrhundert: Wiesnhendl und erste BierzelteMit der wachsenden Anzahl von Buden und Fahrgeschäften festigte sich über die Jahre hinweg der Volksfestcharakter der Wiesn. Auch zwei Cholera-Epidemien (1854 und 1873) und zwei Kriege (1886: Preußisch-Österreichischer Krieg, 1870: Deutsch-Französischer Krieg), aufgrund derer das Fest ausfallen musste, konnten dem nichts anhaben. 1880 genehmigte die Stadtverwaltung den Bierverkauf, 1881 eröffnete die erste Hendlbraterei, die Bierbuden wurden durch große Bierhallen, die mehr Platz für Besucher und Musikkapellen boten, ersetzt. 1885 sorgten 16 Bogenlampen, die das Außengelände erstmals elektrisch beleuchteten, für großes Aufsehen, gefolgt 1892 vom ersten elektrisch betriebenen Fahrgeschäft. 1901 hielt elektrisches Licht Einzug in die Festzelte. Das Oktoberfest im 20. JahrhundertIm 100. Jubiläumsjahr der Wiesn, 1910, wurden in der Pschorr-Bräurosl, dem damals mit 12.000 Plätzen größten Festzelt, 12.000 Hektoliter Bier ausgeschenkt. Immer mehr neue und aufregendere Fahrgeschäfte lockten die Bevölkerung auf die Theresienwiese. Sowohl der Erste als auch der Zweite Weltkrieg (mit der Umbenennung in „Großdeutsches Volksfest“ scheute das NS-Regime nicht davor zurück, das Oktoberfest für seine Propagandazwecke auszunutzen) sowie die Inflation der 1920er und der Nachkriegsjahre führten jedoch dazu, dass das Oktoberfest zeitweise ausfiel oder durch kleinere Herbstfeste ersetzt wurde. Das erste Oktoberfest nach dem Krieg fand 1946 statt, allerdings ohne die Tradition des Pferderennens wieder aufzunehmen – mit Ausnahme der Feste zum 150. und 200. Jubiläum. Im Jahre 1950 prägte Münchens Oberbürgermeister Thomas Wimmer im Festzelt Schottenhammel mit einem kurzen Satz einen historischen Moment: „O’zapft is!“ lautet seither das traditionelle Motto, mit dem alljährlich gut gelaunt der Anstich des ersten Bierfasses vollzogen wird. Trotz all der Fröhlichkeit zeugt die Wiesn auch von tragischen Momenten, so wie am 26. September 1980, als eine Bombe am Haupteingang des Oktoberfestes explodierte. 13 Menschen kamen dabei ums Leben, über 200 Besucher wurden verletzt. Dieses Attentat gilt als einer der schlimmsten Anschläge in der deutschen Geschichte. Das Oktoberfest heuteIn jüngster Zeit wurden verstärkt der übermäßige Alkoholkonsum und die daraus resultierende, mit dem Ballermann vergleichbare Bierzeltstimmung beklagt. Um zu verhindern, dass es weitaus mehr als zünftig zugeht und das Volksfest zu einem Trinkgelage ausartet, gilt seit 2005 das „Konzept der ruhigen Wiesn“. Auch im Sinne der Familien- und Seniorenfreundlichkeit sind Festzeltwirte dazu angehalten, bis 18.00 Uhr traditionelle Blasmusik zu spielen, erst danach sind Schlager und Partyhits erwünscht. Heute ist das Oktoberfest das größte Volksfest der Welt. Jährlich zieht es rund sechs Millionen Besucher an, darunter eine wachsende Anzahl von Gästen aus dem Ausland. Zu den Vorreitern zählen hier nicht nur die europäischen Länder Italien, Österreich und Holland, sondern auch die USA, Japan und Australien. Das Redaktions-Team von rationell reinigen wünscht allen Besuchern einen schönen Aufenthalt und viel Vergnügen, wenn es 2017 wieder heißt: „Auf geht’s zur Wiesn!“. Monika Lattner | monika.lattner@holzmann-medien.de Quellen: Wikipedia | www.münchen.de | www.oktoberfest2017.de | www.oktoberfest.de