Tirol, Österreichs drittgrößtes Bundesland, ist eine beliebte Urlaubsdestination – gerade auch im Winter. Rund die Hälfte der Touristen stammt aus Deutschland. Zwei bekannte Skigebiete, Seefeld und Ischgl, wollen wir Ihnen vorstellen. In Seefeld finden Wintersportler bestens präparierte Loipen für jede Schwierigkeitsstufe und Ischgl ist ein Paradies für Freerider.
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftssektor des Bundeslandes Tirol: Er macht rund ein Fünftel des Tiroler Bruttoregionalprodukts aus. Die bei Skitouristen beliebten Gebiete Seefeld und Ischgl sind weit über die Landesgrenzen bekannt. Seefeld gehört als bekanntes Wintersportzentrum seit den 1930er-Jahren zu den am stärksten besuchten Fremdenverkehrsorten Österreichs. Und Ischgl wurde durch sein Skigebiet Silvretta Arena bekannt, das den Ort mit dem schweizerischen Samnaun verbindet. Es gilt als eines der schneesichersten Skigebiete der Alpen.
Langlaufen wie bei Olympia
Wer auf dem Weg von Mittenwald hinunter ins Inntal nach Seefeld abbiegt, trifft auf Sportgeschichte. Am Ortseingang erinnert eine Stele an die Olympiasieger von 1964 und 1976. Und schon ist sie wach, die Erinnerung an jene Tage im Winter ’76, als etwa Gerd-Dietmar Klause hier über 50 Kilometer Langlauf die Silbermedaille holte – jener Mann, der ein Jahr zuvor als erster Nicht-skandinavier den legendären Wasalauf gewonnen hatte.
Nach solchen Höchstleistungen muss aber niemand streben, der im Langlaufparadies der Seefelder Hochebene auf die Bretter steigt. Vom idyllischen Seekirchl aus erschließt sich ein nordisches Skigebiet, das in Mitteleuropa seinesgleichen sucht. Mehr als 270 Kilometer Loipen für klassische wie Skatingtechnik bieten zwischen Leutasch, Seefeld und Raith alle Schwierigkeitsgrade. Zur Einstimmung geht es auf die mittelschwere Mösern-Runde. Die sechs Kilometer führen zunächst ganz flach an den Sprungschanzen vorbei, ehe es ein paar Anstiege und Abfahrten zu meistern gilt. Die Bedingungen sind perfekt. Aufgrund der Höhenlage auf 1.200 Metern gilt Seefeld als eines der schneesichersten Langlaufgebiete der Alpen, wie der Skitourismusforscher Günther Aigner den Tirolern bescheinigt hat. Und die Erfahrungen als Ausrichter der nordischen Ski-Weltmeisterschaften von 1985 sowie der nordischen Skidisziplinen bei den Olympischen Spielen von Innsbruck kommen auch den Freizeitsportlern zugute. Die Loipen sind bestens präpariert. Ein neu entwickeltes Rettungskonzept hat nach Angaben des Tourismusverbandes die Einsatzzeit bei Unfällen auf die Hälfte reduziert.
Aber auch Alpinskifahrer kommen in Seefeld auf ihre Kosten. Wer etwa im Dorint Alpin Resort eincheckt, wohnt direkt an der Piste. Und den Langläufern machen ein paar Schritte bis zum Loipeneinstieg ohnehin nichts aus. Unterwegs spornen sie die Namen der Olympiasieger an oder die Werbung für die nordische Ski-WM 2019, wenn Seefeld wieder Gastgeber für die weltbesten Langläufer sein wird.
Der unverspurte Run
Cliffs, Couloirs, Backcountry. Profis wissen: Hier geht’s ums Freeriden – und dafür ist Paznaun-Ischgl eine 1a-Adresse. Wer weiße, unberührte Naturhänge fahren will, dem bietet die Silvretta Arena Offpisten von 30 bis 50 Grad Neigung. Das Gebiet um den Piz Val Gronda an der Grenze zur Schweiz gilt als Paradies für Variantenfahrer.
Runs über 900 Höhenmeter garantieren Powderspaß. Freerider finden im freien Gelände schmale Rinnen und weite Täler mit langgezogenen Tiefschneeabfahrten, auf denen man den Ski laufen lassen kann.
Die sanften Hänge mit geringer Neigung eignen sich für Anfänger im Tiefschneefahren. Sie müssen sich allerdings erst an das neue Material unter den Stiefeln gewöhnen. Ein Freeride-Ski ist breiter als ein gewöhnlicher Carver. Je breiter der Ski desto größer der Auftrieb im Tiefschnee. Powderschnee hat einen anderen Widerstand als eine gewalzte Piste. Deshalb verlangt Tiefschneefahren mehr Gefühl in den Beinen. Körperspannung und Gleichgewicht müssen stimmen, ebenso die Position über dem Ski.
Wer seine Spuren durch den jungfräulichen Schnee ziehen will, kann in Ischgl neben planierten Pisten abfahren oder weit ins Gelände wandern. Es wird dringend empfohlen, nur mit einem Skiguide zu Freeriden. Niemals alleine, ist das Erste, was Skiguides Anfängern einbläuen.
Das Skifahren abseits der Pisten im freien Gelände ist nicht ungefährlich, es besteht die Gefahr von Schneebrettern und Lawinen. Deshalb sollte ein Freerider auch immer nur alleine in einen Hang einfahren. Passiert etwas, müssen der andere oder die Gruppe erste Hilfe leisten. Verschüttet unter Schnee sinken die Überlebenschancen eines Menschen nach 15 Minuten rapide.
Für Freeride-Anfänger steht am ersten Tag deshalb ein Crashkurs in Schnee- und Lawinenkunde auf dem Programm. Eine Schutzausrüstung im Gelände ist ebenfalls selbstverständlich. Speziell für Anfängerinnen gibt es seit vergangenem Winter das Angebot „Freeriden für Ladies“. Männer trifft man dann erst wieder beim Après-Ski.
Uli Steudel, Daniela Lorenz | markus.targiel@holzmann-medien.de