Tellerbürste klassisch, Walzenbürste mit Hoch/Tief-Beborstung, Diamantstaub-Varianten, Melaminharzpad oder Garnpad? Die Bandbreite an entsprechenden Werkzeugen für die maschinelle Bodenreinigung ist groß. Wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual: Wo werden welche Arten von Scheuer-, Reinigungs- und Polierbürsten oder -walzen beziehungsweise Pads fachlich sinnvoll und wirtschaftlich eingesetzt? Eine Entscheidungshilfe.

Tellerbürsten für Einscheibenmaschinen oder Scheuersaugautomaten gibt es wie Sand am Meer und in den mannigfaltigsten Ausführungen und Macharten.
Tellerbürste: Fast immer eine gute Wahl
Der Klassiker, die Scheuerbürste aus Polyamid (Perlon oder Nylon), ist ein wahrer Allrounder, der in 80 Prozent aller Fälle souverän ins Ziel führt. Dies deshalb, weil Polyamide einen hohen Verschleißwiderstand, hohe Festigkeit, Zähigkeit sowie gute Gleiteigenschaften aufweisen und chemisch beständig gegenüber organischen Lösungsmitteln wie zum Beispiel Grundreiniger sind.
Walzenbürste: Hohe Punktbelastung
Alternativ zur klassischen Tellerbürste gibt es Walzenbürsten. Sie haben gegenüber Tellerbürsten mechanische Vorteile und sollten da eingesetzt werden, wo eine hohe Mechanik nötig ist, zum Beispiel bei der Entfernung von eingetrockneten Speiseresten oder ölhaltigen Verunreinigungen. Das Mehr an Mechanik bei der Walzentechnik kommt zum einen von den höheren Drehzahlen – rund 850 Umdrehungen pro Minute im Vergleich zu etwa 150 Umdrehungen bei Tellerbürsten. Zum anderen ergibt sich bei Walzenbürsten eine höhere Punktbelastung durchdie viel kleinere Auflagefläche.
Das wiederum hat seinen Preis. Durchdie kleine Auflagefläche unddie höhere Drehzahl nutzen sich Walzenbürsten deutlich schneller ab als Tellerbürsten und verursachen dadurch deutlich höhere Kosten. Durchdie höhere Drehzahl unddie hohe Mechanik besteht zudemdie Gefahr für Einbrenner, das Aufschmelzen eines elastischen Bodenbelags. Diese Einbrenner äußern sich in einer optischen Beeinträchtigung in Form von ein bis zwei Zentimeter breiten und walzenlangen hellen Streifen. Die latente Schadensgefahr, die durch unsachgemäße Reinigung beziehungsweise nicht sachgerechte Bedienung der Walzenbürstmaschine entsteht, ist nicht zu unterschätzen. Deshalb –und auch wegen der Kosten – istdie Walzenbürsttechnik mehr ein Problemlöser, zum Beispiel bei Gumminoppenböden oder strukturierten Belägen, und weniger ein Ersatz fürdie Tellerbürstentechnik.
Varianten für unterschiedliche Einsätze
Am häufigsten kommt bei der maschinellen Unterhaltsreinigung von Hartbodenbelägen und elastischen Böden mit Scheuersaugautomaten eine mittelharte Nylonbürste zum Einsatz. Sie hat eine ordentliche Mechanik, ohne versehentlich den Bodenbelag zu verletzen. Sie ist aber hart genug, um auch festanhaftende Verunreinigungen überwiegend mühelos zu entfernen – und dies mit einer wirtschaftlichen Standzeit im Reinigungsbetrieb, sodassdie Kosten im Rahmen bleiben. Polyamidbürsten oder -walzen gibt es aber auch mit Hoch/Tief-Beborstung für strukturierte Böden wie Steinteppich- und Gumminoppenbeläge oder Fliesen mit Verdrängungsnoppen wie in Nassbereichen von Schwimmbädern oder Großküchen sowie in Schlachtereien. Mit Diamantstaub be- und durchsetzte Varianten wiedie Gritbürste (oder auch entsprechende Pads) eignen sich zur Heavy-Duty-Grundreinigung von glatten Hartbodenbelägen und zum mechanischen Entfernen von Bodenmarkierungen in Industriebetrieben oder versinterten Verschmutzungen. Für spezielle Zwecke wie das Shampoonieren von Teppichböden oderdie Reinigung von Fliesenfugen empfiehlt sich eine weiche Shampoonierungsbürste, ebenfalls aus Polyamid.
Mit Pads gegen hartnäckigen Schmutz
Alternativ zur Verwendung von Bürsten besteht immerdie Möglichkeit, Scheuer- beziehungsweise Reinigungspads unterdie Maschine zu schnallen. Das bringt je nach Abrasivität des Pads einen enormen mechanischen Schub und lässt selbst hartnäckige Verschmutzungen verschwinden. Aber Vorsicht: Je abrasiver ein Pad ist, umso größer ist auchdie Gefahr, den Bodenbelag zu schädigen. Daher sollte im Vorfeld festgelegt werden, welches Pad für welche Bodenbelagsart gefahrlos verwendet werden kann. Grüne, braune und schwarze Padscheiben enthalten grundsätzlich Schleifkörper – Korund in unterschiedlicher Körnung und Härte. Die grobe Regel lautet: Je dunklerdie Padfarbe, desto abrasiverist das Pad. Weiße, eisblaue und rote Padscheiben enthalten keinerlei schleifende Substanzen und können daher auf allen Hartböden und elastischen Belägen zum Reinigen oder Polieren eingesetzt werden. Zum Polieren mit Ultra-Highspeed-Maschine und hoher Drehzahl (mehr als 2.000 Umdrehungen pro Minute) müssen spezielle Pads verwendet werden,die fürdie hohen Drehzahlen geeignet sind. Dies können auch Pads mit Naturhaar/-borsten sein.
Melaminpads nur nass verwenden
Spezialpadswie zum Beispiel Edelstahlkränze fürdie Kristallisation von kalkgebundenen Steinbodenbelägen oder Melaminharzpads sind für besondere Fälle gedacht. Gut geeignet sind Melaminharzpads – auch Schmutzradierer genannt – fürdie Reinigung von mikroporösen Feinsteinzeugfliesen und auch hochglanzpolierten oder glatten Natursteinbelägen. Melaminharzpads kommen grundsätzlich nur bei der Nassreinigung zum Einsatz, da sie bei trockener Anwendung nach ein paar Quadratmetern verschlissen wären. Melaminharzpads gibt es in zwei Ausführungen: Homogen in Weiß – wiedie Schmutzradierer – und heterogen. Die heterogenen Pads setzen sich aus unterschiedlich großen und kleinen Melaminharzstücken mit unterschiedlicher Färbung von hell- bis dunkelgrau zusammen. Heterogene Pads habendie gleiche Wirkungsweise wiedie homogenen Varianten, in der Regel aber eine höhere Standzeit. Als Alternative zu Melaminharzpads bieten sich Mikrofaserpads an. Sie weisen eine höhere Standzeit, aber eine unter Umständen etwas geringere Reinigungsleistung auf.
Spezialpads zum Schleifen und Polieren
Zu den Spezialpads zählen auchdie sogenannten Twister- und hellgrauen Schleifpads. Diese Pads können sowohl zum Anschleifen der Beschichtung bei der Pflegefilmsanierung als auch zum Feinschleifen oder Polieren v on weichen Naturstein- und Holzbelägen eingesetzt werden. Twister-Pads gibt es in unterschiedlicher Abrasivität, je nachdem, wie fein oder grob der Materialabtrag beziehungsweise wie fein das Schleif- oder Polierbild sein soll. Beim Abschleifen und Polieren von mittelharten Natursteinbelägen kommen Padscheiben beziehungsweise Treibteller,die mit Schleifblöcken in unterschiedlicher Körnung besetzt sind, zum Einsatz. Damit können Natursteinbeläge je nach Abnutzungsgrad v on grob nach fein oder auf Hochglanz poliert werden. Ebenso wie Melaminharzpads müssen diese Padscheiben beziehungsweise mit Schleifblöcken besetzte Treibteller immer zusammen mit Wasser als Träger für den Schleifstaub eingesetzt werden. Trocken setzen sichdie Schleifkörper nach ein paar Umdrehungen zu unddie Schleifwirkung ist dann gleich null. Um beim Nassschleifen voranzukommen und ein ordentliches wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen, wird eine schwere Ein- oder Dreischeibenmaschine mit mindestens 50 Kilogramm benötigt.
Speziell, aber nicht nur fürdie Reinigung von textilen Bodenbelägen geeignet sind Garn- und Faserpads mit Garnschlingen oder Mikrofaser, auch als Aktivfaser. Das wohl bekannteste Garnpadist das Queen-Bonnet-Pad. Garnpads sind zwei- bis dreimal so dick wie Mikrofaserpads oder eine Padscheibe und können dadurch sehr gut Höhenunterschiedewie zum Beispiel bei der Reinigung von Gumminoppenbelägen ausgleichen. Daher können Garnpads neben der Teppichreinigung auch zum Reinigen und Polieren von strukturierten Bodenbelägen eingesetzt werden.
Garn- und Faserpads: Nicht nur für textile Beläge
Das klassische Garnpad besteht zumeist aus Polyester und Polyamid oder einer Mischung aus beiden Kunstfasern. Das Pad ist sehr voluminös, hat grobe Schlingen und zeichnet sich durch hohe Aufnahmekapazität der Reinigungslösung und Schmutzpartikel aus. Daherist das Garnpad hervorragend für die Teppichzwischenreinigung geeignet.
Faserpads unterscheiden sich in Faserart, Faserhöhe und Machart beziehungsweise dem Padaufbau. Das Mikrofaserpad ist mit etwa einem Zentimeter sehr flach und unterscheidet sich daher in der Dicke nicht von einer klassischen Padscheibe. Mikrofaserpads haben eine sehr begrenzte Flüssigkeitsaufnahmekapazität, was bei der Reinigung mit einem Scheuersaugautomaten von Vorteil ist, dadie Pads nahezudie gesamte Reinigungslösung wieder abgeben. Dadie Standzeiten der Mikrofaserpads in etwa denen herkömmlicher Pads entsprechen, bei allerdings deutlich höheren Anschaffungskosten, sind Mikrofaserpads eher Problemlöser als Allrounder. Gute Reingungsergebnisse werden auf leicht strukturierten Bodenbelägen und bei Feinsteinzeug- sowie R10-Fliesen, ungesandet, erzielt.
Aktivfaserpads: Sehr abrasive Mikrofaser
Mikrofaserpads aus Aktivfaser bestehen zwar auch aus einer Mikrofaser, aber aus einer s ehr abrasiven. Damit lassen sich sehr gute Reinigungsergebnisse auf allen Böden erreichen. Durch das stark abrasive Verhalten der Faser gibt es aber ein gewisses Risiko für optische Beeinträchtigung durch Verkratzungen zum Beispiel bei sehr weichen Kunststeinen. Weildie Aktivfaser üblicherweise etwas gröber ist alsdie klassische Mikrofaser, eignen sich Aktivfaserpads in der Regel nicht so gut fürdie Reinigung von Feinsteinzeugfliesen wie Mikrofaserpads.
Exotisch: Schwammpad für mikroporöse Böden
Ein echter Exote ist das Schwammpad. Es sieht aus wie ein Schwamm zum Anfeuchten von Briefmarken. Entwickelt wurde das Pad fürdie Reinigung von porösen, vor allem mikroporösen, Hartbodenbelägen wie zum Beispiel Feinsteinzeugfliesen. Bei Kontakt mit dem Bodenbelag wird das Schwammpad durch das Gewicht der Einscheibenmaschine auf den Boden gepresst und es entsteht ein Vakuum. Beim Weiterbewegen der Einscheibenmaschine reißt das Vakuum schlagartig ab. Dadurch werdendie Schmutzpartikel mitsamt der Reinigungsflotte aus der mikroporösen Oberfläche des Bodenbelags gezogen beziehungsweise gesaugt. Das Schwammpad hat eine sehr begrenzte Standzeit und einen genauso begrenzten Einsatzbereich. Im Fall der Fälle kann es aber sehr hilfreich sein.
Uwe Büttner | heike.holland@holzmann-medien.de