Beschädigungen nach Reinigung eines Wintergartens Kostenersparnis durch Mängelrüge?

Beim folgenden Fall – der Reinigung eines Wintergartens – scheint es, dass der Kunde einen nachträglich entstandenen Schaden dem Gebäudereiniger in die Schuhe schieben wollte. Kostenersparnis durch Mängelrüge? „Kostenersparnis durch Mängelrüge!“ So dachte zumindest der Besitzer eines Wintergartens. Die Bewohner des Hauses, beides Architekten, ließen ihren Wintergarten von einer Fachfirma reinigen und bemängelten knapp vier Wochen später, dass bei der Reinigung die Profile zertreten worden seien und man bis zur Bezahlung des Schadens die Bezahlung der Reinigungsarbeiten aussetzen würde. Die Frage, ob der Schaden überhaupt vom Gebäudereiniger verursacht wurde - wobei erst einmal angemerkt werden muss, dass eine technische Beschädigung, die etwa einen Wasserschaden hätte hervorrufen können, nicht vorlag - stellte sich den Architekten scheinbar gar nicht. Die alte Geschichte, „Den Letzten beißen die Hunde!“, schien auch hier wieder einmal ihre Anwendung zu finden. Wenn man sich die Größe des Wintergartens anschaut, wird schnell klar, dass es sich nicht um einen Bagatellschaden handelt. Die beiden Bilder links unten zeigen die vom Kunden bemängelten Verformungen an den Profilen, die dazu dienen, eine Dichtigkeit zwischen den einzelnen Dachflächen zu gewährleisten. Die Profile sind circa 7 cm breit (zum Vergleich: Die Schuhe des Sachverständigen weisen eine Breite von circa 11 cm auf). Es galt somit zu prüfen, ob die Verformung tatsächlich durch die Reinigung geschehen konnte und letztendlich, ob der Dienstleister diese zu verantworten hat. Grundsätzlich war die Festigkeit der Zinkdichtungsprofile nicht sehr hoch, so dass durchaus in Erwägung zu ziehen war, dass die Profile dem Gewicht nachgegeben haben. Auch die Aussage des Dienstleisters, dass man eine Holzbohle als Arbeitsplattform genutzt hat, tat dem keinen Abbruch, denn es wurde nur eine Holzbohle benutzt und zur Veränderung der Arbeitsposition war es somit notwendig, dass der Gebäudereiniger die Profile betritt, um die Position der Holzbohle zu verändern. Detektivarbeit lässt Zweifel aufkommen Aber zum einen konnte der Dienstleister durch Dokumentation nachweisen, dass er den Kunden, der zusätzlich durch seinen Beruf als Architekt über genügend Sachkenntnis verfügt, darauf hingewiesen hat, dass es notwendig ist, zur Reinigung des Wintergartens die Profile zu betreten. Zum anderen entdeckte der Gutachter beim Ortstermin Folgendes: Es fand eine Dachöffnung durch einen Dachdecker statt. Dabei wurde der Dachdecker vom Kunden und einem befreundeten Bausachverständigen auf das Dach begleitet - und dies fand nach der Reinigung des Wintergartendachs statt! Die Dokumentation im Angebotsprotokoll sorgte schließlich dafür, dass der Schaden nicht vom Dienstleister übernommen werden musste und es letzen Endes auch stark bezweifelt werden musste, dass der Gebäudereiniger tatsächlich für den Schaden verantwortlich zu machen war. Sascha Hintze | markus.targiel@holzmann-medien.de