Denis Krämer ist Träger des vierten Dan Karate für viele Lebenslagen

1991 nahm ihn der auf der gegenüberliegenden Straßenseite lebende Karatelehrer erstmals zum Training mit. Seitdem geht Dr. Denis Krämer der Kunst des Shotokan Karate-Do nach.Neunmal Gold auf Landesmeisterschaften, zweimal Bronze und zweimal Silber auf deutschen Meisterschaften in seiner Klasse und Disziplin Kata (Einzel) – das sind die bisher größten Erfolge, die Denis Krämer in seiner Sportart bei Wettbewerben verzeichnen konnte. Doch da ist noch Luft nach oben: „Deutscher Meister zu werden, wäre noch ein Ziel“, sagt der Karateka. „Genauso wie bis ins hohe Alter aktiv Karate-Do auszuüben.“ Karate als WegShotokan-Karate, dem Denis Krämer nachgeht, ist eine Stilrichtung des japanischen Karate-Do – und Do bedeutet so viel wie Weg. Denn Karate ist eine Sportart und Kunst, bei der man nie aufhört, sich persönlich weiterzuentwickeln, die stetiges Lernen und Arbeiten an sich selbst erfordert. Diesen Weg hat Denis Krämer seit seinem 15. Lebensjahr nicht mehr verlassen. Wo auch immer er sich bislang in der Welt aufhielt, besuchte er Dojos, die Übungshallen im Karate, um zu trainieren. Bei längeren Studien- und Arbeitsaufenthalten im Ausland (darunter Spanien, die Niederlande, die USA und Neuseeland) lernte er so andere Kulturen kennen und respektieren. Zudem sammelte er durch das Karate-Do zahlreiche wertvolle Persönlichkeitserfahrungen, da Karate-Do nicht nur ganzheitlich den Körper trainiert, sondern auch seelische und geistige Fähigkeiten positiv fördert. „Beim Karate geht es unter anderem auch darum, sich gezielt geistig zu fokussieren und die eigenen Emotionen und den Körper bewusst zu kontrollieren, um beispielsweise in Anspannungssituationen ruhig zu bleiben und die bestmögliche Leistung abzurufen. Das lässt sich auch leicht auf berufliche und private Situationen übertragen“, sagt Denis Krämer. Kein Wunder, dass er diese Erfahrungen auch in seinen Beruf einfließen lässt. Nach einem internationalen Facility-Management-Studium, einer Promotion über ganzheitliche Unternehmensführung und -entwicklung und jahrelanger Berufserfahrung im Management eines Unternehmens für infrastrukturelles Gebäudemanagement, in der er auch den Fachbereich Forschung und Entwicklung geleitet und ein Schulungszentrum aufgebaut hat, berät und begleitet er heute Unternehmen insbesondere aus dem Dienstleistungsbereich und dem Facility- und Gebäudemanagement über ganzheitliche Betriebsentwicklungen. „Im Beruf helfen Aspekte des Karate-Do etwa dabei, Situationen ganzheitlich zu erfassen und einzuschätzen. Beim Karate lernt man nämlich unter anderem, die geforderten Bewegungsabläufe vor Wettbewerben oder Prüfungen im Kopf mehrfach mit Hilfe mentaler Trainingsformen zu festigen. Mittels eines solchen zuvor absolvierten gezielten Mentaltrainings gelingt es auch im Unternehmen leichter, Lösungswege durchzuspielen und zu bewerten“, weiß Denis Krämer. An seiner Sportart beziehungsweise asiatischen Kampfkünsten schätzt er nicht nur die mentalen, psychischen und philosophischen Ansätze. Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten, bei denen oft eine einseitige physische Belastung des Bewegungsapparats vorherrscht, ist beim Karate zudem der gesamte Körper an den Übungen beteiligt. Gleichermaßen wird dabei Maximal-, Schnell-, Reaktiv- und Ausdauerkraft sowie eine umfassende Körperbeherrschung trainiert, wodurch Muskulatur, Sehnen und Bänder ebenfalls auf vielfältige Weise gefordert und gefördert werden. Und das kommt Menschen in jedem Alter zugute. „Karate-Do kann man von jungen Jahren an bis hin ins hohe Alter ausüben, vorausgesetzt man trainiert und übt altersgerecht und gesundheitsbewusst in körperlicher, seelischer und geistiger Balance“, so Denis Krämer, der nicht nur den vierten Dan, also den vierten Meistergrad im Karate-Do erzielt hat, sondern seine Kompetenz auch durch viele Fort- und Weiterbildungen und eine Gesundheitstrainerlizenz Karate zum Ausdruck bringt. Viel mehr als ein SportGesundheitsbewusstes Training und Üben bedeutet für Denis Krämer unter anderem, den Körper auf eine Weise zu belasten, wie es für diesen am gesündesten ist. So ist es beispielsweise für Menschen mit Bewegungseinschränkungen möglich, bei den Übungen nicht zu sehr in die Knie zu gehen – nicht zu „tief zu stehen“ – oder karatespezifische Sprünge den Einschränkungen anzupassen, um zum Beispiel die Gelenke zu schonen. Trainer im gesundheitsbewussten Breitensportkarate achten daher auch darauf, dass die Trainierenden die Techniken nicht nur besonders sauber ausführen, sondern die eigenen körperlichen Grenzen gut im Blick behalten. Einseitige Aufwärmübungen vermeidet das gesundheitsbewusste Karatetraining ebenfalls. So bringen etwa viele aufeinanderfolgende Liegestützen die Trainierenden zwar womöglich ins Schwitzen, beanspruchen aber nur wenige Muskeln – und wenig den Verstand. Für Denis Krämer ist Karate-Do jedoch nicht nur ein Sport zur Stärkung der eigenen Vitalität, sondern auch eine asiatische Kunst und eine besondere Form der geistigen und philosophischen Haltung. Und diese beinhaltet besonders Ordnung, Achtung und Respekt gegenüber den Trainingspartnern im Dojo, aber auch gegenüber Mitmenschen, Natur und Schöpfung. Beim Karate-Do geht es im Kern nicht darum, andere zu besiegen, sondern darum, die Übungen ganzheitsbewusst in einer Einheit auszuführen und dabei im Besondern mehr über sich selbst zu erfahren – und sein eigenes „Selbst-Bewusst-Sein“ zu stärken. Karate-Do bedeutet somit auch, Ordnung in die eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen und ins eigene Leben zu bringen, also im weitesten Sinne mit sich selbst „ins Reine“ zu kommen und zu bleiben. Kihon, Kata, KumiteVon den verschiedenen Übungsformen im Karate ist die Disziplin Kata Denis Krämer die liebste. In einer Kata werden Einzeltechniken nach einem genau definierten Ablauf ausgeführt. Blickrichtung, Stand, Technik, Atmung, räumliche Position – das sind nur einige Aspekte, unter deren Betrachtung eine saubere Kata ausgeführt wird. Dieser sogenannte Formenlauf ist eine stilisierte Übung mit unsichtbaren Partnern – ähnlich wie beim Bodenturnen, nur dass jede Bewegung in der Kata eine tiefere Bedeutung hat. Neben der Disziplin Kata gibt es noch die Übungsformen Kihon und Kumite. Kihon ist die sogenannte Grundschule. Dabei werden die Bewegungsabläufe der einzelnen Techniken (etwa Arm- oder Beintechniken) gelernt und wiederholt, um sie schließlich zu automatisieren und zu perfektionieren. In der Kata werden diese Einzeltechniken dann zusammengeführt. Neben der richtigen und sauberen Ausführung ist zudem die Balance zwischen Anspannung und Entspannung von großer Bedeutung. Am Endpunkt der Bewegung sollte der Körper kurzweilig maximal angespannt sein. Dabei helfen auch die im Karate vermittelten Atemtechniken, die am Endpunkt mit einem Kiai (starker Luftausstoß) verstärkt werden, oder die Ki- (Energie-)Übungen. Im Kumite werden schließlich kontrolliert kämpferische Abläufe mit klarem Regelwerk und mit einem direkten Partner ausgeführt. Von Höchstleistungen und dem Training auf ReisenNach 25 Jahren intensiven Trainings bewegt sich Denis Krämer im Breitensportkarate mit Leistungsbezug. Dabei gibt es wie in anderen Sportarten auch Unterschiede zwischen Leistungs- und Breitensport. Beim leistungsorientierten Karate hat Denis Krämer als Gesundheitstrainer die eigene Gesundheit zwar immer im Blick, doch das Training kann auch mal nicht ausschließlich gesundheitsbewusst sein. Das ist notwendig, will man wie er höchstmögliche Leistungen in diesem Bereich erbringen. Doch es ist dem vielfachen niedersächsischen Landesmeister auch wichtig, Phasen extremer Leistung mit Ruhe- und Regenerationsperioden abzuwechseln – allein, weil Sportler sehr hohe Leistungen ohnehin nur über eine kurze Zeitspanne hinweg erbringen können. Denis Krämer nutzt in solchen Phasen nicht nur einen individuellen periodischen Trainingsplan, sondern bespricht sich vor und in solchen Zeitspannen zudem auch stets mit seinem (Mental-)Trainer und Ärzten, um einerseits gezielt die höchstmöglichste Leistung zu erbringen und andererseits die physische, psychische und mentale Belastung in einem gesunden Rahmen zu halten. Wie bekommt Denis Krämer seinen zeitintensiven Beruf, bei dem er viel reist, und das Karate-Do unter einen Hut? Beispielsweise, indem er nicht nur in seinem Heim-Dojo trainiert, sondern auf Reisen als Gast das Training in den Dojos vor Ort wahrnimmt. Deshalb hat er stets seinen Karate-Gi (Karatekleidung) im Koffer – auch im Urlaub. Auf diese Weise hat er bereits an Orten trainiert, die auf den ersten Blick eher wenig mit Karate-Do zu tun haben, etwa an den Hérisson-Wasserfällen nahe der französischen Stadt Champagnole oder am (und im) Meer auf Mallorca oder Kuba. Wer Karate-Do als positiven Teilbereich des persönlichen Entwicklungswegs versteht, dem sind eben keine Grenzen gesetzt. Simone Harland | peter.hartmann@holzmann-medien.de