Polierschatten Hoher Glanzgrad, schlechte Optik

Wenn polieren, dann aber bitte richtig. Im vorliegenden Schadensfall stritten Objektbetreiber und Dienstleister um die Optik eines glänzend beschichteten Linoleums.Hoher Glanzgrad, schlechte Optik - Der Dienstleister vertrat die Auffassung, dass er gemäß Leistungsverzeichnis den vorliegenden Linoleum regelmäßig polierte, um den vorhandenen Glanzgrad (der jedoch nicht dokumentiert war und im Leistungsverzeichnis auch nicht auftauchte) halten zu können. Das Ergebnis zeigen die Bilder. Dass der Objektbetreiber mit den matten Stellen nicht einverstanden war, ist verständlich. Bei genauerer Betrachtung waren besonders die stark frequentierten Bereiche auffällig matt. Das Schadensbild zeigte, in welchen Bereichen ein besonderes „Augenmerk“ auf das Polieren gelegt wurde. Die Aussage des Dienstleisters, dass im Leistungsverzeichnis „nur“ polieren gefordert wurde, aber nicht bestimmt wurde, welcher Glanzgrad dadurch erzielt werden sollte, war nicht ganz nachvollziehbar. Es zeigte sich jedoch wieder einmal, dass die entsprechende Person beim Objektbetreiber über zu wenig Wissen verfügte, um von Anfang an darauf zu achten, dass der Glanzgrad dokumentiert würde. Des Weiteren wurden dem Leistungsverzeichnis keine Definitionen beigefügt. Doch wo lagen die Ursachen für die matten Stellen, die in der Mitte des zu begutachtenden Flurs lagen? Warum waren die Randbereiche und die Übergänge zu anderen Räumen nicht in Mitleidenschaft gezogen? Zur Feststellung wurde erst einmal eine Begehung der Reinigungskammer vorgenommen. Poliermaschine und „ein“ Pad waren vorhanden - Farbe Hellgrün? Eine sehr dichte Padstruktur mit wenig Schmutzaufnahmevermögen. Scheinbar ein neues Padmaterial, das hier genutzt wurde. Wie sich dann herausstellte, ein Material, das von irgendjemandem, von irgendwoher, zu irgendwem gebracht wurde und schließlich im Objekt landete. Statt Versuche im „stillen Kämmerlein“ damit zu fahren, wollte man von Seiten des Dienstleisters seine eigenen Kosten senken und nutzte das Pad zum Polieren, weil der „Fachberater“ (der vom Gutachter nicht mehr erreicht werden konnte) dies so sagte. Eigene Tests mit dem No-Name-Pad ergaben dann kein Schadensbild. Von der Abrasivität wäre das Pad durchaus zum Polieren geeignet gewesen, mal abgesehen davon, dass es mehr als unglücklich ist, einen grünen Farbton für ein Polierpad zu wählen. Nach Befragung der Reinigungskräfte war jedoch sehr schnell klar, warum in der Mitte des Flurbereichs matte Stellen vorhanden waren. Aufgrund der hohen Frequentierung gab es hier einen hohen Schmutzeintrag; unter anderem durch verschiedene Baumaßnahmen auch einen erhöhten Eintrag von Sand und ähnlichen Baustoffen. Da der Dienstleister jedoch darauf verzichtet hat, vor dem Polieren die Verschmutzungen zu entfernen, sorgte vor allem der eingetragene Sand dafür, dass in den stark frequentierten Bereichen, die auch entsprechend lange poliert wurden, die Beschichtung mattiert wurde. Das dichte Padmaterial nahm selbst kleinste Verschmutzungen nicht auf, sondern rieb diese immer wieder über den Boden, was zwangsläufig zur Mattierung führte. Zur Behebung des Schadens wurde hier die Pflegefilmsanierung mittels geeignetem Pad und anschließender Beschichtung empfohlen. Sascha Hintze | markus.targiel@holzmann-medien.de