Ein Reinigungsroboter für große Flächen

Ende März fand auf dem Gelände der Messe Stuttgart der offizielle Launch eines neuen Reinigungsroboters von Lionsbot statt. Dazu eingeladen hatte das Handelshaus für Reinigungstechnik Kenter.

Reinigungsroboter Rex von Lionsbot
Der Reinigungsroboter Rex bei seinem Launch auf dem Gelände der Messe Stuttgart. - © rationell reinigen

Rainer Kenter und Dylan Terntzer haben eines gemeinsam: Beide haben sie mit ihren Unternehmen über 20 Jahre Erfahrung in der professionellen Reinigung – Rainer Kenter mit seiner gleichnamigen Firma mit Sitz im schwäbischen Leipheim, Dylan Terntzer mit seinem in Singapur ansässigen Handelsunternehmen Supersteam Asia Pacific. Im Jahr 2018 gründete Terntzer zudem das Startup Lionsbot, welches mit seiner ersten Roboterlinie namens Leobot vor zwei Jahren zum Gesamtsieger des Innovation Award der Interclean Amsterdam gewählt wurde.

Die Entscheidung, vor vier Jahren in die Reinigungsrobotik einzusteigen, ist Dylan Terntzer zufolge unter anderem dem Mangel an Reinigungskräften in Singapur sowie deren hohem Durchschnittsalter von rund 63 Jahren geschuldet. Gleichzeitig sei der Anspruch an Sauberkeit in der Region enorm – bereits das achtlose Wegwerfen etwa von Zigarettenkippen in der Öffentlichkeit kann empfindliche Geldstrafen nach sich ziehen. Daher sei klar gewesen: "Wir wollen Assistenzroboter bauen, die einfach zu bedienen sind, aber auch präzise und zuverlässig funktionieren – ansonsten würden uns die Kunden die Geräte sofort wieder zurückschicken", blickt Terntzer auf die Anfänge von Lionsbot zurück. Mit fünf Mitarbeitern gestartet, beschäftigt das Unternehmen mittlerweile rund 160 Ingenieure. Zum Ende des Jahres sollen es um die 300 sein.

Auch Rainer Kenter ist überzeugt, dass an der Robotik im Reinigungsumfeld kein Weg vorbeiführt: "Seit rund 15 Jahren ist Fachkräftemangel in der Branche das große Thema und wird sich weiter verschärfen. Daher müssen wir die Frage beantworten, wie sich der gleiche Reinigungsumfang irgendwann mit 20 oder 30 Prozent weniger Menschen erledigen lässt. Deswegen ist es so wichtig, dass wir den Roboter als festen 'Kollegen' etablieren und die Reinigungskräfte dabei mitnehmen."

In den Vertrieb der Lionsbot-Produkte eingestiegen ist Kenter zunächst mit dem Mopproboter Leomop, welcher hierzulande unter dem Spitznamen „Franzi“ seinen ersten Praxiseinsatz im Frühjahr des vergangenen Jahres im Klinikum Neuperlach hatte und dort eine enorme mediale Aufmerksamkeit erfuhr.

Rainer Kenter (links) und Dylan Terntzer
Rainer Kenter (links) und Dylan Terntzer sind überzeugt, dass die Robotik ein wichtiger Baustein ist, um den Fachkräftemangel in der Reinigungsbranche in den Griff zu bekommen. - © rationell reinigen

Mit dem sogenannten Rex steht nun die Markteinführung eines weiteren, insbesondere für die Reinigung großer Flächen ausgelegten Roboters in der Größenordnung einer 75er-Aufsitzmaschine an. Im Eingangsbereich der Messe Stuttgart konnte sich die Branche Ende März auf Einladung der Firma Kenter selbst ein Bild von der autonomen Maschine machen, mit der Lionsbot gar einen neuen Benchmark für Geräte dieser Leistungsklasse setzen möchte.

Punkten bei den potentiellen Anwendern soll der Rex unter anderem mit seinem Bürstendruck von beachtlichen 80 kg. Im Powermodus ist die Maschine in der Lage, acht Stunden autonom zu arbeiten. Im Eco-Modus beziehungsweise bei Reduzierung des Bürstendruckes auf 60 kg verlängert sich das Intervall auf zehn Stunden. Über ein optionales Wechselakku-System sind nochmal längere Laufzeiten ohne Ladeunterbrechung möglich.

Mit einer Akkuladung und seinem 140-Liter-Wassertank kommt der Roboter somit laut Datenblatt im besten Fall auf eine Flächenleistung von bis zu 4.000 Quadratmeter pro Stunde, respektive 40.000 Quadratmeter in einer Schicht. In der Praxis dürften es deutlich weniger sein, wie Rainer Kenter durchaus eingesteht: „Abhängig davon, wie verwinkelt das Objekt ist, wie oft sich Strukturen massiv ändern – etwa wenn ständig neue Paletten in einem Lager abgestellt werden –, oder wie viele Menschen sich im Objekt aufhalten beziehungsweise sich darin gewegen, bekommen wir realistisch zwischen 2.000 und 3.000 Quadratmetern in der Stunde hin.“ Sofern erforderlich, lasse sich der Roboter auch manuell wie ein herkömmlicher Scheuersaugautomat fahren.

Mögliche Einsatzbereiche für die autonome Maschine seien etwa Messe- oder Lagerhallen, Fabriken, Flughäfen, Einkaufszentren und Parkhäuser, aber sehr lange Verbindungsgänge zum Beispiel in Krankenhäusern. Was die Lebensdauer betrifft, verspricht Lionsbot einen Betrieb von mindestens sieben Jahren. Der Saugmotor soll mindestens 4.000 Stunden durchhalten. Die in Stuttgart vorgeführten Version des Rex arbeitete mit zwei Tellerbürsten, ohne Grobschmutzaufnahme. Auf der kommenden Interclean in Amsterdam wird Kenter zusammen mit Lionsbot den Rex auch in einer Version mit zwei gegenrotierenden Walzen und einem Grobschmutzbehälter zeigen. Dieser Roboter kann dann schrubben und kehren in einem. /GH