Staubsauger sind seine Leidenschaft – nicht nur beruflich, sondern auch privat: Alois Steffgen sammelt historische Varianten der Erfindung, die im beginnenden 20. Jahrhundert die Reinigung revolutionierte. Im rheinland-pfälzischen Bruchmühlbach-Miesau eröffnete er ein Staubsaugermuseum. Dort zeigt er, wie sich der nützliche Helfer seit der Anfangszeit entwickelt hat.
Absaugtechnik beschäftigt den Betriebswirt seit drei Jahrzehnten – zunächst als Mitarbeiter im Großhandel für Reinigungsbedarf, später im Vertrieb eines großen Reinigungsmaschinenherstellers und mittlerweile als Inhaber der Firma Haste Innovation.
Seit 25 Jahren mit dem Sammlervirus infiziert
Anfang der 1990er Jahre hatte ihm ein ein älterer Herr einen Staubsauger angeboten, der zum Wegwerfen zu schade sei. Das Gerät – ein Nilfisk S 50 – habe er Anfang der 1930er Jahre als Schreinerlehrling gebraucht übernommen, während des Krieges im Garten vergraben und all die Jahre im Einsatz gehabt. Jetzt dränge die Schwiegertochter auf eine Neuanschaffung ... Alois Steffgen griff zu.
50 historische Staubsauger im Museum zu sehen
Fortan war er mit dem Sammlervirus infiziert. Inzwischen befinden sich rund 200 alte Schätzchen in seinem Besitz. 50 davon sind mittlerweile im Staubsaugermuseum zu sehen – liebevoll aufbereitet und präsentiert. Der Rest wartet auf dem Dachboden der umgebauten Scheune darauf, irgendwann später einmal ausgestellt zu werden. In dem Gebäude sind auch Teile der Firma Haste Innovation untergebracht.
Mit dem Museumstag 2011 fing alles an
Mit dem Internationalen Museumstag am 15. Mai 2011 fing die Geschichte des Staubsaugermuseums an. „Wir haben die Scheune innerhalb von vier Wochen aufgehübscht“, erinnert sich Alois Steffgen. Schließlich kamen 100 Besucher – und waren von der Ausstellung begeistert. Heute empfängt der Sammler, inzwischen unterstützt von einem ehrenamtlichen Museumsdirektor, Manfred Monneke, rund 500 Besucher pro Jahr. Geöffnet ist das Museum nur nach Absprache oder zu besonderen Gelegenheiten – Eintritt frei.
Bei seinen Führungen nimmt Alois Steffgen die Besucher mit in eine andere Zeit. Bekleidet mit Frack und Zylinder und stilecht bei Kerzenlicht erklärt er, dass die Geschichte des Staubsaugers 1901 mit Hubert Cecil Booth begann. Der englische Ingenieur baute ein erstes Gerät – 40 Kilo schwer – mit elektrischer Pumpe, das durch einen Schlauch und einen Filter Luft in einen Sack saugen konnte. Die neue Reinigungsmethode entwickelte sich rasch weiter. In den folgenden 15, 20 Jahren wurden so viele Patentschriften zum Thema angefertigt wie später nicht mehr.
Lange Zeit ein Luxusartikel
Dass der Staubsauger lange Zeit ein Luxusartikel war, der auch schon mal voller Besitzerstolz auf der Fensterbank zur Schau gestellt wurde, berichtet Alois Steffgen, und dass die Geräte bis in die 1950er Jahre mit allerlei Zubehör wie Lackierpistole, Saftpresse, Mixer oder Haarfön ausgestattet waren. Zu jedem Exponat und jeder Phase in der Entwicklungsgeschichte des Staubsaugers kann der leidenschaftliche Sammler etwas erzählen. Zum Beispiel, dass bereits Jahre vor Hubert Cecil Booths erstem Gerät Pumpen auf Pferdefuhrwerken eingesetzt wurden, um in Herrenhäusern die Teppiche zu reinigen – nicht selten vor staunenden Gästen.
Markante Punkte der Entwicklung
Sozialpolitische Aspekte fließen ebenso in die Führung ein wie die technischen Hintergründe. Lückenlose Dokumentation und Vollständigkeit strebt Alois Steffgen hingegen nicht an „Ich will markante Punkte zeigen“, sagt er, „und vermitteln, dass es kulturhistorisch eine interessante Entwicklung gegeben hat.“ Immer wieder werden ihm mittlerweile Sauger angeboten, meistens greift er zu. Bedingung: Das Gerät darf nichts kosten. Und es muss mindestens 50, 60 Jahre alt sein. „In den 50er Jahren wurde der Staubsauger zum Massenartikel“, erklärt Alois Steffgen. Für Museumszwecke seien jüngere Geräte nicht mehr von Bedeutung.
Heike Holland | heike.holland@holzmann-medien.de