Alois Steffgen lässt die Geschichte des Staubsaugers lebendig werden Aus Passion ein Museum eröffnet

Staubsauger sind seine Leidenschaft – nicht nur beruflich, sondern auch privat: Alois Steffgen sammelt historische Varianten der Erfindung, die im beginnenden 20. Jahrhundert die Reinigung revolutionierte. Im rheinland-pfälzischen Bruchmühlbach-Miesau eröffnete er ein Staubsaugermuseum. Dort zeigt er, wie sich der nützliche Helfer seit der Anfangszeit entwickelt hat.

  • Bild 1 von 11
    © rationell reinigen
    Begeistert sich für historische Staubsauger: Alois Steffgen. In Bruchmühlbach-Miesau im Landkreis Kaiserslautern hat er ein Staubsauger­museum eröffnet. Getragen wird es inzwischen vom Verein „Staubsauger & Kuriositäten Museum e.V. Bilder: rationell reinigen
  • Bild 2 von 11
    © rationell reinigen
    Im privaten Staubsaugermuseum in Bruchmühlbach-Miesau sind zahlreiche historische Geräte aus der Sammlung von Alois Steffgen zu sehen.
  • Bild 3 von 11
    © rationell reinigen
    Ebenfalls aus der Anfangszeit des Staubsaugers stammt dieser Pumpsauger im Museum von Alois Steffgen.
  • Bild 4 von 11
    © rationell reinigen
    Alois Steffgen führt Besucher nach Anmeldung durch die Ausstellung. Hier zeigt er einen Scherensauger, gebaut zwischen 1905 und 1920.
  • Bild 5 von 11
    © rationell reinigen
    Mit einem Kesselsauger aus den 1930er Jahren (re.) legte Alois Steffgen den Grundstein für das heutige Staubsaugermuseum.
  • Bild 6 von 11
    © rationell reinigen
    Funktional und schön: ein Schlittensauger mit Kufen. Das Gerät stammt nach Schätzung von Alois Steffgen aus den 50er Jahren.
  • Bild 7 von 11
    © rationell reinigen
    Will in seinem Museum markante Punkte der Staubsaugerentwicklung zeigen: Alois Steffgen.
  • Bild 8 von 11
    © rationell reinigen
    Zwei Personen sind nötig, um diesen rund 100 Jahre alten Blasebalg-Sauger zu bedienen: Einer pumpt, der andere führt den Saugschlauch.
  • Bild 9 von 11
    © rationell reinigen
    Hätten Sie es erkannt? Auch das ist ein Staubsauger – und zugleich ein Haarfön. Das Gerät stammt aus den 30er Jahren.
  • Bild 10 von 11
    © rationell reinigen
    In der Anfangszeit des Staubsaugers waren die Geräte echte Luxusartikel.
  • Bild 11 von 11
    © rationell reinigen
    Zum Wegwerfen zu schade und bei Alois Steffgen (Mitte) in guten Händen: ein alter Nilfisk-Sauger speziell für Autowerkstätten, hier zu sehen mit Martin Wagner (li.), Chef des Autohauses Glatz in Schönenberg-Kübelberg, und Klaus Jankoviak.

Absaugtechnik beschäftigt den Betriebswirt seit drei Jahrzehnten – zunächst als Mitarbeiter im Großhandel für Reinigungsbedarf, später im Vertrieb eines großen Reinigungsmaschinenherstellers und mittlerweile als Inhaber der Firma Haste Innovation.

Seit 25 Jahren mit dem Sammlervirus infiziert

Anfang der 1990er Jahre hatte ihm ein ein älterer Herr einen Staubsauger angeboten, der zum Wegwerfen zu schade sei. Das Gerät – ein Nilfisk S 50 – habe er Anfang der 1930er Jahre als Schreiner­lehrling gebraucht übernommen, während des Krieges im Garten ver­graben und all die Jahre im Einsatz gehabt. Jetzt dränge die Schwiegertochter auf eine Neuanschaffung ... Alois Steffgen griff zu.

50 historische Staubsauger im Museum zu sehen

Fortan war er mit dem Sammler­virus infiziert. Inzwischen befinden sich rund 200 alte Schätzchen in seinem Besitz. 50 davon sind mittler­weile im Staubsaugermuseum zu sehen – liebevoll aufbereitet und präsentiert. Der Rest wartet auf dem Dachboden der umgebauten Scheune darauf, irgendwann später einmal ausgestellt zu werden. In dem Gebäude sind auch Teile der Firma Haste Innovation untergebracht.

Mit dem Museumstag 2011 fing alles an

Mit dem Internationalen Museumstag am 15. Mai 2011 fing die Geschichte des Staubsaugermuseums an. „Wir haben die Scheune innerhalb von vier Wochen aufgehübscht“, erinnert sich Alois Steffgen. Schließlich kamen 100 Besucher – und waren von der Ausstellung begeistert. Heute empfängt der Sammler, inzwischen unterstützt von einem ehrenamtlichen Museums­direktor, Manfred Monneke, rund 500 Besucher pro Jahr. Geöffnet ist das Museum nur nach Absprache oder zu besonderen Gelegenheiten – Eintritt frei.

Bei seinen Führungen nimmt Alois Steffgen die Besucher mit in eine andere Zeit. Be­kleidet mit Frack und Zylinder und stilecht bei Kerzenlicht erklärt er, dass die Geschichte des Staubsaugers 1901 mit Hubert Cecil Booth begann. Der englische Ingenieur baute ein erstes Gerät – 40 Kilo schwer – mit elektrischer Pumpe, das durch einen Schlauch und einen Filter Luft in einen Sack saugen konnte. Die neue Reinigungsmethode entwickelte sich rasch weiter. In den folgenden 15, 20 Jahren wurden so viele Patentschriften zum Thema angefertigt wie später nicht mehr.

Lange Zeit ein Luxusartikel

Dass der Staubsauger lange Zeit ein Luxusartikel war, der auch schon mal voller Besitzerstolz auf der Fensterbank zur Schau gestellt wurde, berichtet Alois Steffgen, und dass die Geräte bis in die 1950er Jahre mit allerlei Zubehör wie Lackierpistole, Saftpresse, Mixer oder Haarfön ausge­stattet waren. Zu jedem Exponat und jeder Phase in der Ent­wicklungsgeschichte des Staub­saugers kann der  leidenschaftliche Sammler etwas erzählen. Zum Beispiel, dass bereits Jahre vor Hubert Cecil Booths erstem Gerät Pumpen auf Pferdefuhrwerken eingesetzt wurden, um in Herrenhäusern die Teppiche zu reinigen – nicht selten vor staunenden Gästen.

Markante Punkte der Entwicklung

Sozialpolitische Aspekte fließen ebenso in die Führung ein wie die technischen Hintergründe. Lückenlose Dokumen­tation und Vollständigkeit strebt Alois Steffgen hingegen nicht an „Ich will markante Punkte zeigen“, sagt er, „und vermitteln, dass es kultur­historisch eine interessante Entwicklung gegeben hat.“ Immer wieder werden ihm mittlerweile Sauger angeboten, meistens greift er zu. Bedingung: Das Gerät darf nichts kosten. Und es muss mindestens 50, 60 Jahre alt sein. „In den 50er Jahren wurde der Staubsauger zum Massenartikel“, erklärt Alois Steffgen. Für Museums­zwecke seien jüngere Geräte nicht mehr von Bedeutung.

Heike Holland | heike.holland@holzmann-medien.de