Zum Schutz der Kunst: Staubbindendes Wischen sorgt für Werterhalt

Das Kunsthistorische Museum in Wien zählt zu den bedeutendsten Museen der Welt. Entsprechend wertvoll und schützenswert sind die ausgestellten Kunstwerke. Instandhaltungs­leiter Thomas Gaisberger setzt bei der Bodenreinigung auf staubbindendes Wischen mit Einwegtüchern. Warum diese Methode ideal für Räume mit sensitiven Kunstobjekten ist und welche Vorteile sie im Vergleich zum Staubsaugen bietet.

Als einer von mehreren Teamleitern und Teamleiterinnen ist Thomas Gaisberger für die Instandhaltung aller Museumsgebäude des KHM-Museumsverbandes zuständig. - © Wetrok

Herr Gaisberger, was ist das Besondere am Kunsthistorischen Museum Wien?

Thomas Gaisberger: Das Museum wurde unter Kaiser Franz Joseph für Sammlungen der Kaiser und Erzherzöge aus dem Hause Habsburg erbaut. Es zählt mit seinen prachtvollen Kunst­schätzen zu den Top-Museen weltweit. In unserem Museum können die Besucher 5.000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte erleben – in Form von Gemälden, Goldschmiedearbeiten, Skulpturen oder Münzen. Das Louvre in Paris hat die Mona Lisa, wir beherbergen die berühmte Saliera von Benvenuto Cellini oder Bruegels Bauernhochzeit. Bei uns findet man Gemälde mit einem Versicherungswert von bis zu 50 Millionen Euro – wobei der Marktwert um ein Vielfaches höher ist.

Welches sind die Herausforderungen bei der Reinigung in einem Museum? Wie unterscheiden sich diese von denjenigen der klassischen Gebäudereinigung?

Thomas Gaisberger: Während sich bei Gebäudereinigungsfirmen alles um die Effizienz dreht, werden wir an der Werterhaltung beziehungsweise unserem Umgang mit den Kunstwerken gemessen. Es nützt nichts, wenn ein Reinigungsverfahren schnell geht, dafür aber langfristig unsere Kunstwerke angreift. Das beginnt bereits beim Gebäude: Unsere Museumsstandorte sind denkmalgeschützt – wir können das Gebäude also nicht einfach abreißen und neu aufbauen.

Deshalb geschehen alle ­Reinigungsvorgänge unter höchster Vorsicht. So setzen wir beispielsweise Reinigungsmaschinen nur im Eingangsbereich, nicht aber in den einzelnen Sälen der Kunstsammlungen, ein, um keine Skulpturen oder künstlerisch gestaltete Wand­elemente zu beschädigen.

Ebenso müssen wir Sorge für unsere Kunstschätze tragen – das stellt bezüglich Inhaltsstoffen, Emissionen, tolerierbaren Schadstoffen, Feuchtigkeitsbildung und Ablufterzeugung hohe Anforderungen an die eingesetzten Reinigungsmittel und -geräte. Zudem haben wir viele empfindliche Materialien, wie zum Beispiel Stuckmarmor, verbaut. Auf solche Materialien muss die Reinigungsmethode sorgsam abgestimmt sein.

Übrigens: Nicht nur unsere Kunstwerke sind wertvoll und mit größter Sorgfalt zu behandeln, sondern auch die zur optimalen Darstellung verwendeten Hilfsmittel. So kostet eine Vitrine in unserer Kunstkammer zwischen 15.000 und 25.000 Euro oder ein spezieller Bilderrahmen für ein Werk auch schon mal mehrere Tausend Euro.

Dürfen Sie auch die Kunstwerke reinigen?

Thomas Gaisberger: Nein, die Kunstgegenstände fassen nur die Restauratoren an. Sehr wohl reinigen wir jedoch den kunstnahen Bereich – also zum Beispiel den Boden vor einem Gemälde oder den Sockel einer Skulptur. Mein Team und ich bewegen uns bei der Reinigung immer in einem Anspruchsdreieck: Die Besucher erwarten einen sauberen Raum, die Restauratoren verlangen nach höchster Sensitivität in puncto Werterhaltung und wir als Team möchten die Reinigung so effizient wie möglich gestalten. Ich beurteile jeden Reinigungsvorgang also durch drei Brillen – auch wenn ich nur eine trage.

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    Das Kunsthistorische Museum Wien (KHM) wurde 1891 eröffnet und zählt zu den größten und bedeutendsten Museen der Welt.
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    Das Anspruchs­dreieck im Museum: Besucher erwarten Sauberkeit, Restauratoren verlangen nach Werterhaltung und das Reinigungsteam wünscht sich Effizienz.
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    Beim staubbindenden Wischen wird der Staub vollumfänglich aufgenommen und im Tuch gebunden.
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    Die gelben Tücher enthalten eine Ölimprägnierung, die den Staub beim Wischen bindet und das Aufwirbeln von Partikeln verhindert.
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    Die Methode des staubbindenden Wischens sorgt für eine hohe Flächenleistung von 600 bis 800 Quadratmetern pro Stunde.
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    Auch in zugestellten Räumen funktioniert das Staubwischen bestens.

Welche Arten von Schmutz fallen im Museum an?

Thomas Gaisberger: Das größte Problem ist der lose Schmutz, den die Menschen ins Museum bringen: Straßenschmutz an den Schuhen, Abrieb von Schuhen und natürlich Haare und Hautschuppen, woraus sich Staub bildet. Der Mensch ist nämlich die Staubquelle Nummer eins. Zudem haben wir es mit haftenden Verschmutzungen in Form von verschütteten Getränken – säurehaltige Getränke etwa greifen den Marmorboden an – oder Flecken aufgrund von durch die Schuhe hereingetragene Schneeauftau­mittel zu tun.

Mit welchen Reinigungsmethoden entfernen Sie diese Verschmutzungen?

Thomas Gaisberger: Während wir den haftenden Schmutz mittels Nasswischen oder mit der ­Scheuersaugmaschine entfernen, gibt es bei losem Schmutz für uns nur eine sinnvolle Variante: das staubbindende Wischen mit Einwegtüchern. Hierzu spannt man das Staubwischtuch einfach auf das Staub­wischgerät – schon geht’s los. Zwischendurch werden die Tuchseiten gewechselt und am Schluss wird das Einwegtuch entsorgt.

Für die Marmorböden in der Kuppelhalle, in der Kunstkammer und im Treppenhaus verwenden wir die weißen Masslinn-Tücher von Wetrok, für die Parkettböden in den Gemäldegalerien setzen wir wiederum die gelben Masslinn-Tücher desselben Herstellers ein. Der Unterschied: Die gelben Tücher enthalten zusätzlich eine Ölimprägnierung. Beim Wischen bindet das Öl den Staub ans Tuch und verhindert so das Aufwirbeln von Staubpartikeln.

Warum ziehen Sie das staubbindende Wischen dem Staubsaugen vor?

Thomas Gaisberger: Das Staubsaugen wirbelt den Staub auf und ein Teil des eingesaugten Staubes ­gelangt – trotz bestem Abluftfilter – in die Luft zurück. Würden wir den gesamten Raum staubsaugen, wäre dies beziehungsweise das Festsetzen des Staubes gefährlich für unsere Kunstwerke. Denn: Staub ist belagsbildend. Er enthält Keime und Mikroorganismen, die unsere Kunstwerke nachhaltig verändern und schädigen könnten. Mit den Staubwischtüchern passiert das nicht: Der Staub wird vollumfänglich aufgenommen und im Tuch gebunden.

Unser Parkettboden ist bereits etwas in die Jahre gekommen und weist einige Fugen auf – Fugen, in denen Staub leider gut haften könnte. Die Staubwischtücher sorgen jedoch dafür, dass sich selbst dort keine Staubansammlung bildet – das würden wir mit dem Staubsauger nie so gründlich schaffen. Zudem punktet das staubbindende Wischen mit einer deutlich höheren Flächenleistung im Vergleich zum Staubsauger. Deshalb setzen wir auf allen großen Flächen – also auf den Parkett- und Marmorböden – auf das staubbindende Wischen. Ganz verzichten wir jedoch nicht auf den Staubsauger: Für die Reinigung von Simsen, Dachelementen, ­Sockelzonen und unter Heizkörpern verwenden wir ergänzend einen Trockensauger.

Wie viel Fläche reinigen Sie täglich mit den Staubwischtüchern?

Thomas Gaisberger: Im Kunsthistorischen Museum sind es täglich rund 9.000 Quadratmeter, in allen Häusern des Museumsverbandes insgesamt wohl weitere 15.000 Quadratmeter an Sammlungsflächen und eine Vielzahl an Büroflächen. Um effizient zu reinigen, verwenden wir die 93 Zentimeter breite Variante des Wischgerätes Balit 930 von Wetrok – für die Büroflächen hingegen das 56 Zentimeter breite Wischgerät.

In der Kuppelhalle des Museums stehen Sofas und Stühle mitten im Raum – wie geht das mit dem Staubwischgerät?

Thomas Gaisberger: Das Staubwischen funktioniert auch in zugestellten Räumen bestens. Für ein situativ nötiges Wischen während des Tages unter Sitzgelegenheiten verwenden wir dazu einfach ein schmaleres Wischgerät von 56 Zentimetern. Wir wischen die Räume jeweils täglich morgens vor der Museumsöffnung – bei bis zu 5.000 Besuchern pro Tag wäre das kaum bei laufendem Betrieb möglich. Einmal in der Woche werden die Räume für die Reinigung zudem komplett leergeräumt. Dann schaffen wir mit dem breiten Staub­wischgerät sehr viel Fläche in kurzer Zeit.

Kombinieren Sie das staubbindende ­Wischen mit dem Nasswischen?

Thomas Gaisberger: Tatsächlich setzen wir das Nasswischen sehr sparsam ein, weil die Methode viele Fehlerquellen mit fatalen Auswirkungen birgt. Bei einer Überdosierung drohen rutschige Böden, beim Einsatz des falschen Mopps oder dem Tränken mit zu viel Wasser kann der Boden nachhaltig beschädigt werden. Oft lassen sich solche Fehler dann nur noch mit einer zeitaufwändigen Grundreinigung beheben.

Die Parkettböden der Sammlungsflächen unterliegen keiner periodischen Nassreinigung, sondern werden nur situativ feucht beziehungsweise nass gewischt – ansonsten reicht das staubbindende Wischen aus. Bei Regenwetter oder im Winter wischen wir selbstverständlich auch mal öfters nass, da dann mehr haftender Schmutz anfällt. Für das Nasswischen verwenden wir ein Nass­wischgerät und vorbenetzte Mopps.

Unsere Grundregel lautet: Vor jedem Nasswischen wird der lose Schmutz mit Staubwischtüchern entfernt. Andernfalls wäre das kontraproduktiv und der Staub würde sich durch die Feuchtigkeit überall verteilen.

Welchen Betrieben würden Sie das staubbindende Wischen mit Einwegtüchern empfehlen?

Thomas Gaisberger: Allen, die eine effiziente und hygienische ­Methode für die Staubentfernung suchen. Insbesondere für Museen oder Kirchen mit ihren staubsensitiven Objekten oder für ­Hotellerie- und Gesundheitseinrichtungen, wo die Prävention von durch Staub verschleppte Viren und Keime ein Problem im Vordergrund steht, ist die Methode des staubbindenden Wischens mit Einweg­tüchern prädestiniert.

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