Ausbildungsreife von Schulabgängern Wer hilft, der gewinnt

Wissenslücken und andere Schwächen: Viele Betriebe beklagen Defizite bei den Schul abgängern. Was Gebäudedienstleister aus der Situation machen, schildern Vertreter von drei Unternehmen, die dem Thema Ausbildung eine ganz besondere Bedeutung beimessen.Wer hilft, der gewinnt Olaf Bande, Geschäftsführer, Fritz Jahn Gebäudeservice, Berlin In unserem Unternehmen hat die Ausbildung einen besonders hohen Stellenwert. Das fängt mit der Auswahl der Azubis über ein vorgelagertes Praktikum an, geht über eine hohe Quote an Gesellen und Meistern bis hin zu möglichst vielen Übernahmen nach erfolgreicher Ausbildung. Bereits innerhalb der Auswahlverfahren kamen wir zur Erkenntnis, dass die Ausdrucks- und Rechenfähigkeit der Bewerber nachgelassen hat. Ab dem ersten Tag der Ausbildung stellen wir unseren Azubis mit dem Ausbildungsleiter einen kompetenten Meister an die Seite, der im Kontakt mit der Berufsschule steht. Ebenfalls werden regelmäßige Auswertungen des Berichtshefts durch den Ausbildungsleiter sowie der Austausch zwischen den Auszubildenden lehrjahrübergreifend in einem Forum unter Anleitung durchgeführt. Im Bedarfsfall werden in diesem Rahmen fachmathematische Themen erörtert. Die Möglichkeit, über Patenschaften oder durch „Azubi hilft Azubi“ den Auszubildenden eine weitere Hilfe anzubieten, könnte in jedem Unternehmen realisiert werden. Auch die Umgangsformen der Auszubildenden bedürfen nach wie vor des Feinschliffs. Ein externer Trainer nimmt sich des Themas „kundengerechtes Verhalten“ an, als Knigge für unsere Dienstleistung. Hier werden den Auszubildenden im ersten Lehrjahr Grundregeln des kundengerechten Verhaltens vermittelt. Im Rahmen unseres Preises „Bester Auszubildender“ bieten wir quartalsweise in einem persönlichen Gespräch die Möglichkeit, mit dem Ausbildungsleiter u.a. über die individuelle Entwicklung, Stärken und Schwächen zu sprechen. Hier spielt zudem die Integration in der jeweiligen Ausbildungsabteilung eine wesentliche Rolle. Durch diese persönlichkeitsstärkende Betreuung finden sich die meisten Azubis immer wieder in ihrer Motivation bestätigt. Friedhelm Hinsenhofen, Geschäftsführer, LR Gebäudereinigung/LR Facility Services, Barnstorf Wir stellen häufig Wissens- und Verhaltensdefizite bei unseren Azubis fest wie es jetzt auch der DIHK ermittelt hat. Soweit sind sich sicher alle Beteiligten überwiegend in der Beurteilung einig. Hinweise auf Versäumnisse von Elternhaus und Schule sind hier, so berechtigt sie auch sein mögen, wenig hilfreich und nicht zielfördernd. Junge Menschen begreifen diese Diskussion eher als anmaßend und ungerecht. Für eine positive Entwicklung der schulischen und fachlichen Kenntnisse sowie der Persönlichkeitsbildung ist es unabdingbar, nicht alle traditionellen Werte im Umgang mit den Auszubildenden über Bord zu werfen. Gleichzeitig gilt es, durch eine jugendgerechte Kommunikation den Zugang zu ihnen sicherzustellen sowie ihr Interesse für den Beruf und das gesellschaftliche Leben zu wecken. In unserem Hause begegnen wir der Situation mit Anreizen aus dem beruflichen Spektrum, klaren Regeln zum Umgang in der Gemeinschaft, der Übertragung von Verantwortung und der Integration in das soziale Umfeld eines Familienbetriebs. So ist der Azubi für die effiziente Umsetzung des Ausbildungsrahmenplans mitverantwortlich. Für das erste halbe Jahr erhält er einen exakten Ausbildungsplan. Danach gestaltet er, unter Berücksichtigung der festgestellten Defizite und seines Interesses, seinen Ausbildungsplan weitgehend selber. Der zuständige Meister achtet auf die Vermittlung aller notwendigen Inhalte. Durch zahlreiche Konzeptbausteine z.B. vierteljährliche Inhouse-Crashkurse, einen wöchentlichen Jour fix mit dem Ausbilder oder Projektarbeiten unterstützt LR die Azubis, um das Ziel eines erfolgreichen Abschlusses zu erreichen. All diese Maßnahmen haben neben der fachlichen Qualifikation drei Ziele: Aufbau und Stärkung der Persönlichkeit, Förderung der Teamfähigkeit und Bewusstseinsschärfung für gesellschaftliche Verantwortung. Auszubildende wollen ernstgenommen und mit interessanten Inhalten gefordert werden. Dann akzeptieren sie auch klare Regeln, die an traditionellen Werten orientiert sind. Wertschätzung ist der zentrale Begriff, an dem sich unser Handeln als Dienstleister orientieren sollte auch dem Azubi gegenüber! Oliver Knedlich, geschäftsführender Gesellschafter, Paul Schulten, Remscheid Die Eignung der kaufmännischen und gewerblichen Auszubildenden schwankt bei uns von Jahr zu Jahr zum Teil beträchtlich. Oft ist das Vorbildungsniveau der Bewerber für die Anforderungen nicht ausreichend. Um höherqualifizierte Bewerber zu erhalten, haben wir in den letzten Jahren sehr viel unternommen, um die Ausbildung attraktiver zu gestalten. Die damit einhergehende Öffentlichkeitsarbeit führte zu einer Verbesserung der Bewerberqualität und brachte uns zudem im Jahr 2009 den Ausbildungspreis in unserer Branche ein. Bei der Auswahl der Bewerber achten wir besonders auf die Anzahl der (unentschuldigten) Fehlstunden in der Schule sowie auf Praktika. Unberücksichtigt bleiben Bewerbungen mit vielen Rechtschreibfehlern, Bewerber mit mittelmäßigen Eignungstests sowie Zuspätkommen bei den Vorstellungsterminen. Auch haben Bewerber schlechtere Chancen, die sich über unsere Firma vorab nicht einschlägig informieren. Um das Leistungsniveau der jungen Kollegen zu verbessern, bieten wir im kaufmännischen Bereich externe Nachhilfekurse an, die zweimal im Monat in den Fächern Betriebswirtschaftslehre, Bürowirtschaft und Rechnungswesen geleistet werden. Die Kosten übernimmt unsere Firma. Daneben werden eine Reihe von internen Maßnahmen regelmäßig durchgeführt. Dazu gehören Rechtschreib- und Grammatiktests, betriebsinterne Schulungen, Telefonseminare, Umgang mit Kunden, Rhetorik etc. Im gewerblichen Bereich organisieren wir Schulungen und Unterweisungen in den Bereichen Arbeitssicherheit, persönliche Schutzausrüstung, Gefahrstoffe, Verhaltensweisen bei und mit dem Kunden, Maschinenkunde, Vorbereitung auf Zwischen- und Gesellenprüfung u.v.m. Der Paul Schulten GmbH & Co. KG liegt viel an einer guten Ausbildung, da wir vermehrt auf internen Nachwuchs setzen und die Mehrzahl der leitenden Angestellten ihre Ausbildung in unserem Betrieb absolviert hat. Nur so ist es möglich, die Philosophie unseres Hauses in alle Unternehmensbereiche zu projizieren und zu kommunizieren.