Das sogenannte Space-Drive-System wurde zunächst für behindertengerechte Mobile entwickelt. Durch Verstärkung in allen Richtungen – von der Software bis zu den Schaltelementen und Motoren – ist der Einsatz nun auch in schweren Mobilen, Maschinen und sogar Autos möglich.
Vollelektronisch und maßgeschneidert
-Mit dem Space-Drive-System sind hautnah an jeden Behinderungsgrad angepasste Fahrzeugumrüstungen mit digitalen Steuerungen (Lenken, Gasgeben und Bremsen) und Bedienelemente (Joystick und Minilenkrad) für schwer- und schwerstbehinderte Menschen möglich. Dafür einige Beispiele.
Kehren mit Handbedienung
Dass Städte, Gemeinden und Landkreise und deren Eigenbetriebe zu einem bestimmten Anteil gehandicapte Mitarbeiter beschäftigen müssen, ist vorgeschrieben. Wie eine Kommune einen solchen Fall intelligent gelöst hat, wird nachfolgend beschrieben.
Ein Mitarbeiter, der seit seiner Geburt an einer Spastik (linker Fuß) leidet, fand bisher eine Anstellung im Fuhrpark – im Magazin und der Werkzeugausgabe. Durch lange Wege, oft stehende Tätigkeiten und den Transport nicht immer leichter Ersatzteile ging es dem Mitarbeiter immer schlechter. Der Amtsarzt verordnete eine sitzende Tätigkeit im Büro – kein befriedigender Job für einen Praktiker. Dann hatte jemand eine viel bessere Idee: Der Mann bleibt in seinem Fuhrparkbetrieb und bedient eine Maschine – natürlich in sitzender Position. Die musste allerdings seiner Behinderung angepasst werden.
Über die Veröffentlichung in einer Zeitschrift kam der Kontakt mit der Firma Paravan zustande. Der zuständige Kostenträger wurde eingeschaltet und dann eine Straßenreinigungsmaschine vom Typ Dulevo 5000 mit einem mechanischen Handbediengerät so angepasst, dass der kommunale Mitarbeiter heute problemlos mit seiner Maschine unterwegs ist.
Die Maschine, eine Systemkombination aus mechanischem Kehren und Kehrsaugen, wird von einem Dieselmotor angetrieben und hat eine Kehrbreite von 1.300 mm. Katja Giebmanns von der deutschen Niederlassung des italienischen Herstellers in Krefeld: „Dieser Fall in einer Kommune kann von großem Interesse für den öffentlichen Dienst und andere Anwender sein, um behinderten Mitarbeitern eine alternative Tätigkeit anbieten zu können.“
Traktorfahren trotz Beinamputation
Ein anderes Beispiel: Alfred Eberle, Weinbauer aus dem Kraichgau und Vater von drei Kindern, war vor eineinhalb Jahren in eine Vollerntemaschine geraten und hatte dabei beide Unterschenkel verloren. Ein Martyrium begann, eine unendliche Leidensgeschichte nahm ihren Lauf. Was passiert mit der Familie? Wie geht es eiter mit dem Betrieb und wie soll die Existenz für die Familie gesichert werden? Im Krankenhaus, in der Rehabilitationsklinik und in endlosen Physiotherapiesitzungen sammelte Alfred Eberle Kraft. Mit eisernem Willen und immer Familie und Betrieb vor Augen schaffte er es. Zunächst mit der Anpassung von Beinprothesen, dann endlose Schritte und Mühen, sich bewegen zu können – und jetzt, als Highlight in seinem Leben: Er kann wieder Traktor fahren und tatkräftig im Betrieb mitarbeiten.
Er erfuhr von einem schwäbischen Unternehmen „droben auf der Alb“ und auch dass diese handwerklichen Tüftler behindertengerechte Fahrzeuge aller Art umbauen, angepasst jeweils an die Art und Schwere der Behinderung. Warum nicht auch einen Traktor? Eberle lernte den Berater Maurice Möritz von Paravan kennen und erklärte, was er brauche. Gesagt, getan. Die mehrfach mit Handwerks- und Innovationspreisen ausgezeichneten Techniker holten zunächst seinen Holder-Traktor 5.58 (58 PS) ab und richteten ihn dann so ein, dass Alfred Eberle trotz seiner Beinamputationen damit fahren kann. Angepasst wurden ein Handbediengerät rechts, eine Blinkhebelverlegung und eine „Click’in and Go“ genannte automatische Kupplung. Zwar kein riesiger Umbau, aber ausreichend, um einem Schwerbehinderten wieder die Möglichkeit zu geben, in seinem geliebten Weinberg zu ackern.
Maurice Möritz über Alfred Eberle: „Ein netter Kerl, der weiß, was er will. Jegliche individuelle Anpassung von Bedienhilfen für behinderte Menschen, ob im Traktor oder der Mähmaschine, ob im Pkw oder im Lkw ist unsere Passion. Wir können es nicht nur, wir machen es sogar gerne, um den Leuten zu helfen.“
Alfred ist stolz auf seinen Fuhrpark, ganz besonders auf seinen wendigen Holder, der mit seiner Breite von nur 92 cm vielseitig einsetzbar ist – nicht nur im Weinbau, sondern auch bei Kommunen.
Visionäre Innovation umgesetzt
Das Space-Drive-System ist inzwischen auch in den ersten Pkw eingebaut worden: Drei vom TÜV Süd zugelassene Fahrer können damit auf allen Wegen, Pisten, Straßen und Autobahnen herumfahren – ohne Lenkrad und Pedale, lediglich mit einem Mehrweg-Joysticksystem ausgestattet.
Außerdem hat Paravan kürzlich ein weiteres ganz besonderes Produkt entwickelt, den High-Tech-Rollstuhl „Space Rolli“. Der Elektrorollstuhlfahrer fährt mit seinem Gefährt über eine Rampe oder mittels Lift in sein Auto – und kann dann mit Joysticksteuerung seines Rollis das Auto lenken und bedienen. Geschäftsführer Roland Arnold: „Uns ist es gelungen, zusammen mit meinen Ingenieuren, aber auch betroffenen Rollstuhlfahrern, älteren, gebrechlichen Menschen und autorisierten Technikern, eine bisher visionäre Innovation in die Praxis umzusetzen.“