Messeeindrücke von der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover Sauberes Image auf Achse

Die alle zwei Jahre stattfindende Internationale Automobilausstellung der Nutzfahrzeuge (kurz: IAA Nfz) zeigte Ende September wichtige Trends auf. Schadstoffreduzierte Antriebe waren dabei ebenso ein Thema wie die professionelle Ausstattung von Lieferwagen und Transportern.

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    Links Zum Gasgeben Unterboden freigelegt: Der Ducato wird im Frühjahr wieder als „Natural Power“ zu haben sein und enthüllte in Hannover schon mal, wo ab Werk die Stahltanks hängen werden.
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    Rechts Artenreicher Ford Transit: Wahlweise gibt es Front- oder Heckantrieb, diverse Branchenausstattungen und z.B. eine Teilverglasung mit integrierter Doppelkabine.
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    Der Remscheider Ausbauer HAFA realisiert beispielsweise mit dem schwedischen System Edström ein herausziehbares Sortimentsregal für Servicefahrzeuge.
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    Wo möglich stellt Dienstleister CWS Boco seine Flotte auf schadstoffarme Fahrzeuge um und bekam im Sommer als Erster den neuen Erdgas-Sprinter 316 NGT.
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    Neue Kreation von Trendsetter Sortimo im Renault Kangoo: Die auf Tele skopschienen herausziehbaren Regalböden sind zudem höhenverstellbar.
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    Ausbauer ATV zeigte einen variablen Laderaum (Sprinter/Crafter), bei dem Klappfächer aus Aluminium zugunsten von mehr Laderaum hochgeklappt werden können.

Sauberes Image auf Achse

-Für die meisten Hersteller von Lieferwagen und Transportern war die IAA Nfz (25. September bis 2. Oktober 2008) der wichtigste Branchentreff. Da mittlerweile in zahlreichen Städten die definierten Umweltzonen wie Pilze aus dem Boden sprießen, dürfte es für die Fuhrparkentscheider u.a. interessant sein, welche schadstoffreduzierten Antriebe momentan oder in Kürze verfügbar sein werden. Entsprechende Trends waren auch dahingehend auszumachen.

Also Neues zur Hybridtechnologie? Zwar ist diese Forderung nach besonders schadstoffarmen Antrieben längst Thema im Lager der leichten Nutzfahrzeuge, doch realistisch betrachtet wird man das Versuchsstadium mit einigen Prototypen noch lange nicht hinter sich lassen können.

Anders sieht es beim Erdgasantrieb aus: Der ist in der Transporterklasse schon jetzt im Iveco Daily und Mercedes Sprinter zu haben und wird als Nächstes im Fiat Ducato realisiert (Start: Frühjahr 2009). Bei den Lieferwagen sind es VW Caddy, Opel Combo sowie Fiat Doblò (und bald auch Fiorino Combi). Nach Auskunft der Hersteller ist die Nachfrage durchweg gut, doch im Vergleich zum Diesel besetzt der Erdgasantrieb weiterhin eine Nische. Dennoch ergeben sich für das Marketingkonzept eines Unternehmens beste Chancen, um sich ein ganzheitliches Umweltimage aufbauen zu können. Und das bereits jetzt, ohne auf einen fernen Tag warten zu müssen, an dem es erschwingliche Hybridfahrzeuge oder gar einen Wasserstoffantrieb geben wird.

Ab 2010 hilft nur noch grüne Umweltplakette

Bei Neuzulassungen für Lieferwagen, Transporter und Lkw hat in den letzten Jahren ein Boom den anderen übertroffen. Doch wurde dadurch eine erhebliche Erneuerung unter den betagten Modellen vollzogen? Weit gefehlt: Aufgrund der Altbestände sei Euro 3 für etwa zwei Drittel der Nutzfahrzeuge in Europa eine unüberwindbare Barriere und der Euro-4-Anteil bewege sich im einstelligen Bereich, hieß es auf der Messe.

Schadstoffklassen werden jedoch vor allem in Cityregionen zunehmend zum Selektionsinstrument. Die Bestimmungen lauten, dass ab Anfang 2010 in Umweltzonen nur noch mit grüner Plakette freie Fahrt gewährt wird. Für die Gewerbebetriebe gilt deshalb mittelfristig, auch von Fahrzeugen mit roter oder gelber Plakette Abschied zu nehmen – zu einem Restwert, der eher inflationär fallen dürfte.

Alle Aggregate in neuen Lieferwagen und Transportern erfüllen momentan die Euro-4-Norm. In Vorbereitung auf Euro 5 (ab 1. September 2009) ist zu erwarten, dass zum Wechsel des Modelljahres im Sommer 2009 auch die Umstellung auf Euro 5 vollzogen sein wird. Dafür gilt es, in der Motorenentwicklung nachzulegen, denn dann verschärfen sich Grenzwerte für Stickoxide (NOx) und Feinstaub deutlich (z.B. sollen die Grenzwerte für den Partikelausstoß von Dieselfahrzeugen durch Euro 5 um 80 Prozent gesenkt werden).

Von den allgemein verbindlichen Umweltauflagen für die Motorentechnik zum Messeauftritt einzelner Marken und dem Angebot für Gewerbebetriebe (alphabetische Reihenfolge):

Citroën ist im Marktsegment der leichten Nutzfahrzeuge ein Komplettanbieter und praktiziert in der Fertigung eine enge Kooperation mit Peugeot und Fiat. Vom Mikro-Van Nemo, der als Stadtflitzer mit einem Laderaumvolumen von 2,5 m³ aufwartet, reicht das Angebot über den Lieferwagen Berlingo First sowie Berlingo II zum Kompakttransporter Jumpy und weiter hinauf zum 3,5-Tonner Jumper, der als Maxi-Kastenwagen einen Frachtraum mit 17 m³ bietet. Für Regale und andere modulare Einbauten in allen Fahrzeuggrößen kann der Autohändler auf Standardlösungen von Sortimo zugreifen.

Fiat ließ seinen Ducato auf der IAA Nfz hochleben: Als Blickfang hatte man eine Transporterstudie auf die schiefe Ebene gehoben, um die unterflur angeordneten Erdgastanks zur Schau stellen zu können. Die Italiener meinen es ernst mit ihrem „Natural Power“ bezeichneten Engagement für Erdgasfahrzeuge. In der Nutzfahrzeugsparte wird das Angebot bald über den Doblò hinausgehen, denn ab Frühjahr soll der Ducato in einer ausgesuchten Größe verfügbar sein und auch der Mikro-Van Fiorino war ebenfalls in Erdgasversion am Messestand zu sehen. Sogar ein Elektroantrieb soll Anfang 2009 verfügbar sein.

Als Bindeglied zwischen Ducato (8–17 m³) und Doblò (ca. 3,2–4 m³) erledigt der Scudo mit zwei Radständen (5–7 m³) seinen Job als Kompakttransporter.

Soll ein Lieferwagen oder Transporter mit einer Einrichtung für Regale und Staufächer bestückt sein, sind beim Fiat-Händler für Groß und Klein Standardeinrichtungen von Sortimo gelistet.

Ford zeigte eine überaus vielfältige Transporterpalette auf der Messe, denn das Zugpferd Transit kann sowohl heck- als auch frontgetrieben gefertigt werden und reicht vom 2,6- bis zum 4,6-Tonner in den verschiedensten Kasten-, Kombi- oder Pritschenversionen. Von Sonderformen abgesehen, liegen die typischen Frachträume zwischen ca. 6,0 und 14 m³. Auch die Motorenauswahl lässt keine Wünsche offen und offeriert gar einen 200 PS starken Diesel. Was den Kraftstoff anbelangt, spielt Ford jede Karte: Neben Benziner oder Diesel sind auch Autogas und Erdgas als Werkslösung zu haben. Für die universal einsetzbare Werkstatteinrichtung liefert Sortimo die Zutaten für den Transit Service Line, der direkt beim Ford-Händler mit Frontantrieb und kurzem Radstand oder Heckantrieb mit mittlerem Radstand bestellt werden kann. Für den Spediteur oder Lieferanten gibt es das „Express Line“-Paket mit Innenverkleidung samt Verzurrschienen für ausgesuchte Transit-Varianten.

In der Lieferwagenklasse ist der Transit Connect in zwei Radständen vertreten und verwirklicht durch zwei Dachhöhen und zwei Längen im Frachtraum 2,8 bzw. 3,7 m³.

Iveco hat den kleinsten Daily als 3,2-Tonner auf dem deutschen Markt und wusste seine Baureihen bis zum 6,5-Tonner in den verschiedensten Variationen zu präsentieren. Neben Diesel- und Erdgasantrieb gibt es inzwischen auch Märkte, die den Daily mit Elektroantrieb und damit als Fahrzeug mit „Nullemission“ einsetzen.

In den für Gewerbetreibende interessanten Baureihen eröffnen sich Frachträume von ca. 7–17 m³ und vom teilverglasten Kasten bis zur DoKa in Allrad-Version ist die Vielfalt der Versionen reichlich. Geht es um eine Werkstatteinrichtung, wird der Händler meist eine universal verwendbare Sortimo-Einrichtung empfehlen.

Mercedes ist weiterhin mit Vito, Sprinter und Vario unter den leichten Nutzfahrzeugen vertreten. Für Lieferanten und andere Dienstleister ist das Einstiegsmodell Vito Worker interessant, das als fest konfiguriertes Kompaktmodell (in Weiß mit kurzem Radstand) 4,6 m³ Volumen zur Verfügung stellt. Etwas mehr Wahlmöglichkeiten im preiswerten Segment sind dann im Vito Choice gegeben, der z.B. in Langversion 5,1 m³ erreicht. Darüber hinaus kann der Vito in weiteren vielfältigen Versionen bis zu 6,5 m³ im Kastenwagen realisieren oder unter dem Begriff Mixto im teilverglasten Kombi vorfahren. Fahrzeugeinrichtungen kommen von Sortimo. Das zulässige Gesamtgewicht (zGG) bleibt unter 3 t.

Vom 3- bis zum 5-Tonner geht der Sprinter auf Achse – und das mit etwa 1.000 verschiedenen Variationen überaus artenreich. Als „316 NGT“ ist seit wenigen Monaten auch ein Erdgas-Ottomotor verfügbar. In Hannover widmete sich Daimler aber nicht nur der Präsentation der Kasten und Kombis, deren Laderäume zwischen 7,0 und 17 m³ groß sein können. Anschauungsunterricht gab es auch für das, was über das nackte Blech hinaus an Innenausstattung möglich ist und welche Ladungssicherung am besten verwendet werden kann. Als Ausbauer ist auch hier Sortimo gelistet.

Was der Sprinter mit Pritschen und Kofferaufbauten oberhalb von 5 t zGG nicht realisieren kann, soll Aufgabe des Vario sein. Den Mercedes Vario Bau beispielsweise gibt es in vier Radständen. Er kann mit einfachem Fahrerhaus plus Kofferaufbau oder als DoKa mit Pritsche in Dienst gestellt werden und reicht bis zum 7,5-Tonner.

Mitsubishi steht mit seinen Leicht-Lkw ab 3,5 t zGG unter der Schirmherrschaft von Daimler. Die Fahrgestelle des Canter mit zwei Kabinenbreiten dürften mit Kofferaufbau interessant sein, weil sie mit ihrem robusten Leiterrahmen hohe Nutzlasten transportieren können. Mehrere Radstände und die Zusammenarbeit mit den verschiedensten Aufbauherstellern machen Fahrzeuge für viele Nutzerprofile möglich.

Nissan gehört mehrheitlich zu Renault und profitiert bei Lieferwagen und Transportern davon, das Angebot der Konzernmutter mit eigenem Logo labeln zu können. Statt Kangoo Campus also Kubistar und die nächstgrößeren Modelle staffeln sich als Primastar und Interstar.

Ab dem 3,5-Tonner kann Nissan den Cabstar sowie den Atlon bieten, die als Fahrgestelle mit diversen Pritschen oder Koffern höhere Tonnagen abdecken.

Opel hat das Programm seiner leichten Nutzfahrzeuge in den letzten Jahren nicht verändert und ist mit Combo, Vivaro und Movano präsent. Während der Lieferwagen aus eigener Entwicklung stammt, pflegt man bei den größeren Modellen die Zusammenarbeit mit Renault und deckt in der Modellvielfalt alle gängigen Nutzererwartungen ab. Einrichtungsmodule kommen meist von Ausbauer Bott.

Peugeot gehört ebenso wie Citroën zum französichen PSA-Konzern, weiß das eigentlich identische Angebot jedoch geschickt als eigenständige Löwenmarke zu präsentieren. Von Klein nach Groß besetzen Bipper, Partner Origin und Partner II, Expert und Boxer die Ränge. Ausgetüftelte Branchenlösungen in Zusammenarbeit mit Sortimo und Spezialaufbauern waren am Messestand zu sehen. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auch hier auf die Ladungssicherung gelegt: Von der horizontal oder vertikal einsetzbaren Spannstange bis zum neuartigen Langgutträger auf dem Dach (Thule Professional) wurden viele Lösungen geboten, mit denen Dienstleister etwas anfangen können.

Renault zeigte sich wie schon auf den vorangegangenen Nutzfahrzeugmessen als Spezialanbieter für diverse Branchen. Vom Transporter Master – mittlerweile im zwölften Jahr unterwegs –, dessen bewährtes Konzept bis dato nicht wesentlich verändert wurde, gab es diverse Ausbauvorschläge. Bei Werkstatteinrichtungen legt man sich nicht fest, sondern nutzt Lösungen, die von Würth, Bott oder Sortimo stammen können.

Den Kompakttransporter Trafic hatte man mit integrierter Doppelkabine (zweite Sitzreihe in Kombination mit Trennwand aus Kunststoff) plus Würth-Werkstatteinrichtung am Stand und der Mikro-Van Kangoo Compact mit seinem klassentypischen Ladevolumen von 2,3 m³ war auch als Ausbaulösung mit aufgeständertem Ladeboden sowie Unterflurschubladen (Bott) zu sehen. Die Option einer Leiterklappe vermag hier die Transportmöglichkeiten zu erweitern. Dies ist ebenso beim 38 cm längeren Kangoo II möglich, den Sortimo mit variablen Fachböden im Laderaum ausgestattet hatte.

Volkswagen hat inzwischen dem vor mehr als drei Jahren in Dienst gestellten Stadtlieferwagen Caddy eine gestreckte Version zur Seite gestellt (4,2 statt 3,2 m³). Die auch für den Caddy Maxi angekündigte Erdgasvariante mit erweiterten Tanks war zwar ausgestellt, wird aber erst Mitte 2009 kommen. Für VWs kleinsten Dienstleister gibt es jetzt auch die 4Motion genannte Allradversion. Die Ausbauvorschläge für Caddy, T5 und Crafter kamen von Sortimo.

Der Transporter T5 war in gewohnt artenreicher Vielfalt vertreten und VW hat sich etwas Neues einfallen lassen: Unter www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de/iaa lassen sich alle am Stand vertretenen Modelle noch etliche Wochen am Monitor in Augenschein nehmen.

Das Neueste beim Crafter ist eine verbrauchsoptimierte „BlueMotion“-Version, die in Hannover als Studie zu sehen war und zum Euro-5-Start verfügbar sein soll. Doch es gab nicht nur unter der Haube „innere Werte“, die für Gewerbebetriebe interessant sein könnten: Im Frachtraum, der mit dem Sprinter identische Ausmaße aufweist, waren Klappregale in verschiedener Länge realisiert. Das Know-how kommt aus einer Spezialabteilung von Aufbauhersteller Spier (www.atv-fahrzeugtechnik.de).