Reinigung mit 3-D-gelagerten Körnern: Stark und sanft zugleich

Bei der täglichen Bodenreinigung in einem Münchener Shoppingcenter kommen neuartige Pads zum Einsatz. Die Schmutzentfernung ist deutlich effektiver als zuvor – bei einer längeren Standzeit der Pads. Zudem wird hierfür lediglich ionisiertes Wasser verwendet.Im Shoppingcenter Riem Arcaden werden jeden Werktag über 12.000 Quadratmeter Boden gereinigt.Messestadt Riem ist ein Stadtviertel im Osten Münchens, entstanden auf dem Gelände des 1992 stillgelegten Flughafens München-Riem. Neben einem Wohnviertel, zahlreichen Bürogebäudenund der neuen Messe München findet sich hier auch das Einkaufszentrum Riem Arcaden , laut Wikipedia das flächenmäßig größte Einkaufszentrum der Landeshauptstadt. Mehr als 140 Fachgeschäfteund gastronomische Angebote verteilen sich über drei Etagen auf mehr als 60.000 Quadratmeter Ladenfläche. In Vor-Corona-Zeiten zählte das Einkaufszentrum rund neun Millionen Besucher jährlich. Für die Reinigung des Verwaltungsbereichesund aller öffentlichen Flächen des Großobjektes ist seit rund 15 Jahren DMD Gebäudedienstleistungen (siehe Kasten Dienstleisterprofil) zuständig, angefangen beim Außenbereich über die Glasflächen, die Sanitärräume bis hin zu den Verkehrsflächen inklusive der Aufzügeund Rolltreppen. Den größten Batzen nimmt dabei naturgemäß die Bodenreinigung ein. So müssen jeden Werktag über 12.000 Quadratmeter diverser Bodenbeläge maschinellund manuell auf Vordermann gebracht werden, hauptsächlich handelt es sich dabei um Feinsteinzeugund Terrazzo. Das Gros der Bodenflächen wird mit einem großen Aufsitz-Scheuersaugautomaten gereinigt, ein weiterer kommt ergänzend zum Einsatz, steht aber meist in der Reinigungskammer als Ersatzmaschine zur Verfügung. Jeweils Montag bis Samstag beginnen acht Mitarbeiter bereits um 2.00 Uhr nachts mit der Reinigung, damit am nächsten Morgen, wenn das Einkaufscenter wieder seine Tore öffnet, alles blitztund glänzt. Während der Öffnungszeiten sind dann 13 bis 15 Mitarbeiterinnen ständig im Objekt, um alle im Tagesverlauf anfallenden Verschmutzungen zu beseitigen, die Sanitärräume in Schuss zu halten et cetera. Auch wenn die Reinigungsergebnisse stimmten, war der Dienstleister stets offen für Optimierungen, um entweder effizienter zu reinigen oder die Resultate zu verbessern. So kam man mit der auf dem Reinigungsmarkt noch jungen Firma Ecocoat in Kontakt, die spezielle Reinigungspads herstellt. Diese unter der Marke Floorzilla vertriebene Neuentwicklung sei aufgrund einer innovativen Technologie effizienter im Einsatz bei verbesserten Reinigungsergebnissen, lautet das Versprechen. Innovativer Ansatz: Beweglich gelagerte abrasive KörnerDie im bayerischen Allershausen ansässige Firma Ecocoat entwickelt eigentlich intelligente Beschichtungenund damit funktionale Oberflächen ganz nach Kundenanforderung aus der Industrie. Er habe sich mit dem Thema Reinigung auseinandergesetzt, als er mit dem optischen Zustand des Bodens am Firmensitz unzufrieden war, erzählt Geschäftsführer Enrico Flade. Nach zwei Jahren Tüftelei, Testsund Optimierungen waren die Floorzilla-Pads mit Vreactiv-Technologie geboren, für die im Jahr 2020 das Patent beantragt wurde. Mit dieser Technologie ist es möglich, erläutert Flade, Millionen kleinster abrasiver Silicium-Carbid-Körner auf einer elastischen Oberfläche beweglich zu lagernund gleichzeitig fest zu binden. Die Körner erhalten damit eine 3-D-Beweglichkeit, so wird ein rollendes Verhalten jedes einzelnen Korns imitiert. "Dadurch können sich die Körner individuell jeder Oberflächenstruktur anpassen, wobei die Anzahl der freiliegenden Körner, die im selben Moment auf die Oberfläche einwirken, maximiert wird", erläutert Flade das Funktionsprinzip. Somit werde höchste Leistung sichergestellt ohne die Oberfläche zu zerkratzen. "Im Ergebnis verfügen unsere so ausgerüsteten Pads über eine hohe Reinigungsleistung, sorgen für glattereund glänzendere Oberflächen bei gleichzeitig deutlich längeren Standzeiten", fasst der Geschäftsführer zusammen. Am Beispiel des Einsatzes in den Riem Arcaden bedeutet das: Erst nach der Reinigung von 240.000 Quadratmetern mussten die Pads erstmalig getauscht werden. Die Floorzilla-Pads bestehen aus drei Schichten. Zunächst einmal ein starkes Vlies, das für sicheren Halt sorgtund hohe Umdrehungen zulässt. Darauf befindet sich PUR-Schaum aus recyceltem Material als Wasserspeicher. Und die dritte Schicht schließlich bilden fünf Vreactiv-Flächen, die für eine starke (über 300 Prozent mehr Anpressdruck)und durch die 3-D-Beweglichkeit dennoch schonende Reinigung von zum Beispiel Stein-, Kautschuk-, PVC- oder auch Linoleumböden sorgen. "So lassen sich auch starke Verschmutzungen ohne den Einsatz von Chemikalien entfernen. Gleichzeitig benötigt man dabei aber bis zu 70 Prozent weniger Wasser. Und auch eine Trockenanwendung , also Polieren, ist mit unseren Pads möglich, berichtet Enrico Flade. Dem Geschäftsführer sind der Umweltaspektund eine nachhaltige Herstellung wichtig. Er betont, dass man zu 100 Prozent recyceltes Material verwendet, dieses aus Deutschland bezieht und in Deutschland produziert. Eine Umweltagentur prüfte das Floorzilla-Pad auf seine Klimaneutralitätund zertifizierte diese. Somit verwendet man ein klimaneutrales Reinigungspad. Wertvolle Erfahrungswerte und sehr gute Ergebnisse"Die Riem Arcadenund DMD Gebäudedienstleistungen sind für uns als noch junges Unternehmen ein Glücksfall, erzählt Joachim Hantzsche, Head of Sales bei Floorzilla. "Allein schon die große Fläche, die hier täglich gereinigt wird,und auch das Engagement von Objektleiter Hysni Qeriqi, der die Reinigungsergebnisseund den Zustand der Pads kontinuierlich im Bild festhältund sich mit uns austauscht, liefern uns wertvolle Erfahrungswerte." Als Beispiel nennt Hantzsche den Zustand der Fugen. Zum Zeitpunkt des Vor-Ort-Termins sind die neuen Pads vier Wochen im Einsatz. "Im Laufe der letzten Wochen fiel uns nachund nach auf, dass durch unsere Vreactiv-Technolgie die abrasiven Körner selbst aus den Fugen den Schmutz gut herausholen und diese sukzessive ihrem ursprünglichen Zustand näherkommen."In dieser Zeit hat sich folgender Reinigungsablauf eingespielt: Die Unterhaltsreinigung der Feinsteinzeug-und Terrazzoböden erfolgt chemielos mit ionisiertem Wasser. "Es wäre vermessen, wenn wir behaupten würden, wir könnten komplett auf Chemie verzichten", unterstreicht Hantzsche. Das hänge natürlich vom Bodenund der Verschmutzung ab. "Aber hier in den Riem Arcaden funktioniert das tadellos." Dabei verwendet der Dienstleister unterhalb der Woche das gelbe Pad. Floorzilla-Pads gibt es in den Abstufungen Grün, Gelb, Rotund schließlich Schwarz für stärkste Verschmutzungen. Eine Ausnahme bildet der Montag: Nach dem Wochenende mit einem erhöhten Besucheraufkommen wird der Scheuersaugautomat mit dem schwarzen Pad bestückt für eine intensivere Reinigung. "Bei elastischen Böden hingegen empfehlen wir Grün für die Unterhaltsreinigung und Rot für die Grundreinigung", erläutert Hantzsche das Farbsystem. Objektleiter Hysni Qeriqi unterstreicht das positive Fazit von Joachim Hantzsche bezüglich der Reinigungsqualität. Das Reinigungsergebnis sei schon zuvor gut gewesen, mit dem Wechsel habe man es aber nochmals steigern können. Der Boden habe etwas mehr Glanz als zuvor. Er ergänzt: "Zusätzlich sparen wir viel Rüstzeit. Bisher mussten wir den Reinigungsautomaten pro Nacht dreimal neu befüllen. Nunmehr nur noch einmal, weil wir mit den neuen Pads viel weniger Wasser verbrauchen. Das macht pro Nacht rund eine Stunde Zeitgewinn." Dazu komme, dass die zuvor verwendeten Pads bei weitem nicht die Standzeit erreichten wie die neuen. "Wir sind also mit dem Wechsel rundum zufrieden", fasst Hysni Qeriqi zusammen. Auf der Suche nach Partnern"Was die Reinigung angeht, sind wir noch ein junges Unternehmenund befinden uns im Aufbau. Deshalb versuchen wir derzeit, Kunden aus den verschiedensten Bereichen für uns zu gewinnen", skizziert Enrico Flade die aktuelleund mittelfristige Entwicklung. Man gehe neben Gebäudereinigern auch auf Eigenreiniger zu, beispielsweise Supermärkte, bei denen derzeit Tests durchgeführt werden. Genauso wie bei diversen Maschinenherstellern. Schwamborn zum Beispiel konnte man als Kunden bereits gewinnen, berichtet Joachim Hantzsche: Der Maschinenhersteller hat die Pads in sein Zubehörportfolio aufgenommen. "Wir brauchen aber aufgrund unserer kleinen Manpower Multiplikatoren, deswegen soll der Vertrieb über den Handel erfolgen", fasst Hantzsche zusammen. Auch da sei man bereits in Gesprächen. Der große öffentliche Auftritt soll dann auf der diesjährigen Interclean in Amsterdam erfolgen – so alles gut gehtund die Corona-Pandemie nicht doch noch einen Strich durch die Rechnung macht. "Unsere Branche –und das ist das Schöne, wie ich finde – ist so praxisnah", sagt Hantzsche, der zuvor bei diversen Maschinenherstellern beschäftigt war. "In Amsterdam wollen wir deshalb anschaulich zeigen, was wir können.“" Markus J. Targiel | markus.targiel@holzmann-medien.de DMD Gebäudedienstleistungen DMD Gebäudedienstleistungen ist seit 1999 auf dem süddeutschen Markt tätig. Zum Leistungsspektrum des Unternehmens gehören Gebäudereinigung, Grünpflege, Winterdienste, Kurierdienste, Hausmeister-und Haustechnikerservice, Reinigung von Einkaufszentren, Autopflegeund Lackaufbereitung. Als Teil der Thelen Gruppe ist der Firmensitz Essen, Nordrhein-Westfalen. Die 1988 gegründete Thelen Gruppe ist Projektentwicklerund Bestandshalter von Immobilien. Das Essener Familienunternehmen bildet mit seinen 65 Tochtergesellschaften 360 Grad des Immobilienlebenszyklus aus einer Hand ab. Die infrastrukturellen Dienstleistungen werden von vier bundesweit agierenden Tochterunternehmen erbracht. Dazu gehören neben DMD Gebäudedienstleistungen auch Connect2 Services, Deutsche R + S Dienstleistungenund GB Gebäudereinigung. Für die vier Dienstleister sind an 13 Standorten insgesamt 4.500 Mitarbeiter tätig.