Meistert auch unwegsame Strecken Ohne Planken an den Flanken

Den Beinamen Scout führen bei Skoda die Autos im Abenteuerkleid, was nicht immer heißt, dass sie wirklich zur Fortbewegung abseits festen Straßenbelags geschaffen sind. Der Octavia Scout ist allerdings ein besonderes Exemplar.Wie er aussieht: Er hat in jedem Falle ein Kombiheck, denn die Scout-Zutaten bietet Skoda nicht für die Limousine an, obwohl sie mit ihrer großen Klappe auch als Schluckspecht im positiven Sinne gelten kann. Statt wuchtiger Planken an den Flanken haben die Designer grazile Leisten angebracht, auch der angedeutete dreigeteilte Unterfahrschutz vorn und hinten wirkt eher elegant als robust. Serienmäßig Allradantrieb und vier Zentimeter mehr BodenfreiheitWas er kann: Alle Octavia Scout fahren mit Allradantrieb und sind vier Zentimeter höher gelegt. Das ermöglicht bis zu einem gewissen Grad die Fahrt auf ausgefahrenen Wegen, ohne um die Ölwanne fürchten zu müssen – nicht nur Angler, Förster und Landwirte wissen das zu schätzen. Namentlich auf winterlichen Straßen fühlt man sich in diesem Wagen sehr sicher; zwar spürt man den Allradantrieb im Normalfall nicht. Aber dass er womöglich automatisch eingreift, wenn’s nottut, und die Kräfte auch nach hinten leitet, beruhigt ungemein. Zudem vermittelt der starke Zweiliter-Diesel den Eindruck, dass da immer noch ein wenig mehr Leistung lauert, als man wirklich braucht. 184 Pferdestärken sind in der Tat reichlich, hinzu kommt eine satte Durchzugskraft, denn das höchste Drehmoment von 380 Nm wird schon bei 1.750 U/min abgegeben und bleibt auf gleicher Höhe bis 3.000 U/min. Angenehm: Das Triebwerk belästigt die Ohren der Insassen bei seiner Arbeit nicht. Zudem wechselt das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe die Gänge unmerklich und schafft somit den Spagat zwischen Abenteuer und Komfort. Wie’s innen zugeht: Legendär ist die Skoda-Innenraumgröße, die so etwas wie ein Markenzeichen geworden ist – so auch hier. Da hat die tschechische VW-Tochter die einstigen Raumrekordhalter von Opel abgelöst, die unter dem Einfluss der amerikanischen GM-Mutter ihren Konstrukteuren den Platz für’s Ladegut schon länger nicht mehr auf Seite eins ins Lastenheft geschrieben haben. Stauraum hinter Fahrer und Beifahrer: über 1,7 m³Der Stauraum fast unterhalb der Abdeckung 610 l, aber das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange: Durch Zug von hinten oder durch Kippschalter an den Lehnen der Rücksitze lassen sich diese nach vorn klappen. Mit einer Länge von 1,75 m würde diese Fläche mittelgroßen Menschen für ein provisorisches Nachtlager ausreichen. Der Hauptnutzen besteht freilich im Transport von Gegenständen aller Art, die sich auf einer Höhe von 66 cm über der Fahrbahn einschieben lässt. Das ist komfortabel, wenn auch nicht sensationell niedrig. Dachhoch nur mit Fahrer und Beifahrer besetzt können mehr als 1,7 m³ geladen werden, womit der Octavia Scout zu einem leichten Nutzfahrzeug wird. Unter dem herausnehmbaren Boden gibt’s noch ein Zusatzfach, darunter ein Ersatzrad. Das Cockpit ist klassisch gezeichnet, ein dunkler Braunton verbreitet etwas Wärme. Die große Ladekapazität geht nicht zu Lasten der Mitfahrer in der zweiten Reihe, wo es allerdings einen Kritikpunkt gibt: Die mittlere Kopfstütze hinten ist zu kurz. Wenn fünf normalgroße Erwachsene unterwegs sind, müsste der dritte Hinterbänkler bei einem Auffahrunfall mit Verletzungen rechnen, weil ihn die Kopfstütze statt am Kopf (wie der Name schon sagt) im Nacken trifft. Was er kostet und verbraucht: Der Octavia Scout steht als Diesel wie getestet für 32.650 Euro in der Liste, mit Handschaltung und 150 PS/110 kW spart man 2.400 Euro, mit 1,8-l-Benzinmotor und 180 PS/132 kW nur 1.400 Euro. Auf einer beinahe schon zum Standard gewordenen Alpenüberquerung ermittelten wir einen Testverbrauch von 6,1 l Dieselkraftstoff. Aus unserem Testtagebuch: Greift man mit dem Schlüssel in der Tasche nach der Fahrertür, öffnet sich diese wie von Geisterhand. Nach dem Ausstieg genügt ein leichter Druck auf den Türgriff – der Scout legt die Ohren, pardon, die Außenspiegel an und verschließt sich rundum: eine feine Sache, wenn man schwer beladen ist und keine Hand wirklich frei hat. Redaktionsbüro Dr. Kießler | markus.targiel@holzmann-medien.de