Außen und innen alles andere als ein Kasten Kunststofflandschaft und drei Bildschirme

Der Ford Tourneo Connect ist ein guter alter Bekannter, der aber in neuer Form nicht nur äußerlich gewonnen hat. Das ist auch notwendig, denn der Markt der Hochdachkombis ist hart umkämpft.Seine Mitbewerber um die Gunst von Käufern, die im beruflichen und privaten Einsatz die Größe des Innenraums ganz oben auf der Liste der wichtigsten Fahrzeugeigenschaften stehen haben, sind nicht wenige: Fiat Doblò und sein beinahe baugleicher Bruder Opel Combo, Citroën Berlingo mit dem Peugeot-Partner, seinem Zwilling aus dem französischen PSA-Konzern, der Renault Kangoo, den es mit Stern auch als Mercedes Citan gibt, dazu den Caddy von Volkswagen und den etwas schmaleren, aber durchaus ebenfalls innerlich variablen Nissan NV-200, der in seiner etwas luxuriöseren Fassung Evalia heißt. Die Ford-Designer hatten die Vorgabe, aus der geräumigen Kastenform des gleichnamigen Vorgängermodells einen flotten Pkw zu machen, der außer seiner inneren Größe und guten Zugänglichkeit von allen Seiten nicht mehr an ein leichtes Nutzfahrzeug erinnert. Das ist ihnen auf den ersten Blick gelungen – sie haben der Bugpartie das aktuelle Ford-Markengesicht und auch den Flanken einen gewissen Chic verpasst. Selbst von hinten wurde das allzu Eckige dadurch aufgelöst, indem sie der großen Heckscheibe die unteren beiden Ecken abgeschnitten haben. Zwar bietet Ford den Tourneo Connect auch mit zwei Benzinmotoren an, aber angesichts einer Stirnfläche von 1,99 m Breite und 1,85 m Höhe ist der 1,6-l-Diesel sicher die günstigere Wahl, wenn man schon beim Kauf die Tankstelle im Auge hat. Von den drei Leistungsstufen mit 75 PS/55 kW (mit einer Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h für den Einsatz in Ballungsgebieten durchaus ausreichend) über 96 PS/70kW bis zu 115 PS/80 kW war unser Testwagen mit dem stärksten Triebwerk bestückt, was einen selbst im flotten Autobahnverkehr nicht hinter den Lastern festhält. Als Verbrauch maßen wir 7,9 l Dieselkraftstoff. Angenehme Geräuschkulisse auch bei höherem TempoErfreulich: Bei Ford haben sie daran gedacht, dass auch im beruflichen Einsatz die Erkenntnis gilt, dass geringer Lärm im Innenraum Nerven und Gesundheit des Menschen am Steuer schont. Der Tourneo Connect wird auch bei höheren Drehzahlen und Geschwindigkeiten nicht laut. Vom Fahrerplatz aus fällt der Blick auf eine Art Gebirgslandschaft aus Kunststoff unterhalb der großen Windschutzscheibe. Es galt offenbar das gleiche Motto wie außen: große Flächen aufzulösen, um dem Auge etwas Abwechsung zu bieten. Leider hat man auf dem beachtlichen Areal nur eine kleine, wenig nutzbare offene Ablage eingebaut; auch das Handschuhfach ist vergleichsweise klein. Das trifft genauso für die insgesamt drei Bildschirme zu, von denen einer sich im linken Teil des Innenspiegels einblendet und das Bild der Rückfahrkamera zeigt, sobald der Rückwartsgang eingelegt wird. Die Kombination dieser beiden Bilder ist eigentlich eine clevere Idee, da so die Augen nicht zwischen Armaturentafel unten und Rückspiegel oben hin und her schweifen müssen. Apropos Sicht nach hinten: Die beiden Außenspiegel sind horizontal zweigeteilt nach dem Vorbild größerer Nutzfahrzeuge. Man sieht also auf beiden Seiten sowohl den normalen Verkehr neben einem, aber auf dem Spiegel darunter auch die Bordsteinkante oder den Streifen, der die eigene Fahrspur begrenzt. Das geht alles ohne lästiges Verstellen vor sich. Warum sich das nicht bei normalen Pkws einbürgert, kann nur an der Größe des Doppelspiegels liegen, wodurch der Luftwiderstand und damit der Verbrauch oberhalb von Tempo 80 erhöht wird. Großer Stauraum lässt sich bequem beladenDen Tourneo Connect gibt es mit zwei und drei Sitzreihen. Wer außer Personen auch Material befördern möchte oder muss, ist mit dem variablen Fünfsitzer besser bedient. Hier sitzen fünf Erwachsene bequem mit viel Bein- und Kopffreiheit. Der Stauraum, in den Lasten auf einer Höhe von 60 cm über der Fahrbahn wie in einen Backofen geschoben werden können, fasst mehr als einen Kubikmeter. Durch Klappen der Sitze in Reihe zwei lässt sich die Länge des Ladebodens von 80 cm auf 1,20 m vergrößern, wobei je nach Bedarf entweder ein oder zwei Sitze zusammengefaltet werden – oder natürlich auch alle drei. Bernd-Wilfried Kießler, Redaktionsbüro Dr. Kießler | markus.targiel@holzmann-medien.de