Nach der Sanierung der Anfang des 19. Jahrhunderts erbauten Friedrichswerderschen Kirche war ein Berliner Gebäudedienstleister im Auftrag der Staatlichen Museen zu Berlin für die Revitalisierung des Natursteinbodens und der Dielung sowie für die Feinreinigung der Empore zuständig.

Die Kleine Reinigungs- und Dienstleistungsgesellschaft ist für die Staatlichen Museen zu Berlin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in der Denkmalpflege sowie täglichen Unterhaltsreinigung tätig. Das betrifft vor allem die Einrichtungen der Museumsinsel Berlin mit ihren Außenstellen und dem Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick. Auch die Friedrichswerdersche Kirche gehört mit dazu. Die Feinstaubbeseitigung und die Applikation eines Oberflächenschutzes in diesem Gebäude im Jahr 1998 stellte den praktischen Teil zur erstmaligen Erlangung des Zertifikats "Fachbetrieb Denkmalpflege" dar, das die Firma seither alle zwei Jahre verteidigen konnte.
Die Friedrichswerdersche Kirchewurde nach der Behebung von Bauschäden und der Renovierung im Januar 2020 wiedereröffnet. Seit Ende Oktober 2020 wird sie wieder für Ausstellungen der Alten Nationalgalerie genutzt. Im Juni 2020 erhielt die Kleine Reinigungs- und Dienstleistungsgesellschaft vom Eigentümer, den Staatlichen Museen zu Berlin, den Auftrag, den Marmorboden und die Weichholzdielung zu revitalisieren sowie die Empore zu reinigen. Ziel der Renovierungsmaßnahmen war es, ein gleichmäßiges, vollständiges und hochwertiges Erscheinungsbild der rund 400 Quadratmeter großen Natursteinbodenfläche zu erreichen. Abdrücke der ehemaligen Skulpturensockel sollten nach Möglichkeit nicht mehr sichtbar sein.
"Maßgebliche Orientierungsgrundlagen zum Politurgrad lieferten uns die durch die Skulpturensockel ehemals abgedeckten Flächen des Natursteinfußbodens sowie Fotografien", erzählt Daniel Schröer, Geschäftsleiter des Bereiches Spezial- und Sonderleistungen der Firma Kleine. "Zudem musste die circa 220 Quadratmeter große Dielung abgeschliffen und mit einem Oberflächenschutz versehen werden. Und alle Bereiche der Empore sollten nach Abschluss der Arbeiten staubfrei sein", fügt er hinzu.
Rücksichtnahme und äuẞerste Sorgfalt
Die Arbeiten wurden von insgesamt sechs Mitarbeitern der Firma Kleine aus dem Bereich Spezial- und Sonderleistungen sowie Denkmalpflege – allesamt entsprechend fachlich qualifiziert und mit der Revitalisierung historischer Böden vertraut – ausgeführt. Als verantwortlicher Projektleiter war Gebäudereinigermeister Schröer für die Planung und Organisation der Leistungen zuständig und überwachte deren Ausführung.
"Alle Leistungsschritte wurden vor Beginn der jeweiligen Arbeiten mit den Vertretern der Staatlichen Museen zu Berlin besprochen", berichtet er. "Voraussetzung dafür waren verschiedene Arbeitsproben für die Bearbeitung des Natursteins und der Dielung. Die Auswahl der Technologie erfolgte aus den allgemeinen Anforderungen, dem Erscheinungsbild und dem zu erreichenden Grad des Oberflächenschutzes bei Berücksichtigung der finanziellen Ressourcen." Zeitgleich bearbeiteten Restauratoren der Staatlichen Museen zu Berlin die Skulpturen im Kircheninneren. "Dabei kam es besonders auf gegenseitige Rücksichtnahme an. Bei Bedarf erfolgten logistische Absprachen. Dies klappte problemlos", fährt Schröer fort.
Friedrichswerdersche Kirche
Der Sakralbau wurde im Auftrag des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm in den Jahren 1824 bis 1831 von Karl Friedrich Schinkel im Stil der Neogotik erbaut und fand laut Wikipedia als erster repräsentativer Ziegelbau seit dem Mittelalter schon damals große Beachtung. Nach schwerer Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wurde das einschiffige, doppeltürmige Bauwerk von 1982 bis 1987 rekonstruiert. An die ursprüngliche Nutzung als evangelische Kirche erinnern heute noch der Altar, die Kanzel und die farbigen Glasfenster im Innern. Aktuell beheimatet das Baudenkmal am Werderschen Markt im Berliner Ortsteil Mitte, das zu den Staatlichen Museen zu Berlin gehört, Skulpturen des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung der Alten Nationalgalerie.
Seitens des Auftraggebers bestand die Forderung, dass die Leistungen mit äußerster Sorgfalt ausgeführt werden müssen, da sie in einem frisch sanierten, denkmalgeschützten Gebäude stattfinden. Es sollte möglichst vibrations- und staubarm gearbeitet werden. Die Kirche durfte nicht beschädigt oder verschmutzt werden. "Daher waren im Vorfeld der Arbeiten geeignete Vorkehrungen zum Schutz der Wände, Pfeiler, Sockel und Skulpturen zu treffen. Sämtliche Maßnahmen zur Erfüllung dieser Aufgaben waren dabei zu berücksichtigen“" betont Schröer.
Zunächst fand Anfang Juni 2020 eine gemeinsame Begutachtung der betreffenden Bereiche in der Friedrichswerderschen Kirche durch die Projektverantwortlichen der Staatlichen Museen zu Berlin und Kleine statt. Dabei wurden der Zustand des Natursteins und der Dielung festgestellt, Schadensbilder wie Verkratzungen und diverse Verunreinigungen an der Natursteinoberfläche erfasst und dokumentiert sowie festgelegt, an welchen Stellen die jeweiligen Arbeitsproben anzulegen sind. Anhand dieser wurde mit der zuständigen Kuratorin und Restauratorin des Auftraggebers die einzusetzende Technologie festgelegt.
Vorteile durch Verzicht auf Planschliff
Aus wirtschaftlichen Gründen fiel die Wahl auf ein Diamantpad-Schleifverfahren (Gansowlux), das in der Steinbearbeitung eine Vorstufe im Vergleich zur Bearbeitung beim klassischen Steinschleifen mit metall- oder kunstharzgebundenen Diamanten darstellt. Auf einen Planschliff wurde bewusst verzichtet, lediglich kleinere Kratzer, Fehlstellen und Verätzungen wurden mit einem Grundschliff weitestgehend egalisiert. Vorteile dieser Methode sind:
- keine Verwendung von chemischen Zusätzen wie Polymere und Wachse,
- mechanische Reinigung des Bodens und gleichzeitiges Polieren,
- natürliche und umweltbewusste Oberflächenverdichtung,
- ansatzlose Nachpflege von abgenutzten Teilflächen möglich,
- Verbesserung des optischen Erscheinungsbildes und Aufwertung des Objektes.
Nach dem ersten Schleifvorgang mit einem Diamantschleifpad der Farbe Rot mit der Körnung 400 folgten zwei weitere Vorgänge in den Farben Gelb (Körnung 800) und Grün (Körnung 3000). Dabei wurden nicht nur Verkratzungen und Verätzungen entfernt, sondern zugleich auch tiefer liegende Verunreinigungen beseitigt. Der stetige Abgleich der Ergebnisse verschiedener Schleifvorgänge setzt langjährige Erfahrungen im Umgang mit den eingesetzten Maschinen und Materialien voraus. Das Ergebnis war eine einheitliche Optik.
"Während der Schleifvorgänge entdeckten unsere Kollegen Fehlstellen im Bereich der Fugen. Nach einer Rücksprache mit dem Auftraggeber erfolgte eine Auftragserweiterung hinsichtlich der Fugensanierung", sagt der Gebäudereinigermeister. „Diese besondere Nebentätigkeit in unserem Handwerk ist unseren Kollegen durch bereits vielfache Ausführung in verschiedenen Bereichen bekannt."
Dienstleisterprofil: Kleine Reinigungs- und Dienstleistungsgesellschaft
Das im April 1990 von den drei Brüdern Hans-Joachim, Uwe-Detlef und André-Patrice Kleine gegründete Berliner Unternehmen beschäftigt heute circa 750 Mitarbeiter. Hauptstandbeine sind die drei Sparten Gebäudereinigung, Hotelservices und Spezialleistungen. Der Familienbetrieb betreut neben öffentlichen Institutionen, Ministerien und Museen auch Geschäftshäuser, Verwaltungen und Hotels sowie klinische Einrichtungen in und rund um Berlin. Seit 1998 ist das Unternehmen, das seit 2015 als Kleine Reinigungs- und Dienstleistungsgesellschaft firmiert, als Fachbetrieb Denkmalpflege zertifiziert. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens beschlossen die Gesellschafter, ihre jeweiligen Anteile an die eigens gegründete, mildtätige und gemeinnützig anerkannte Kleine-Stiftung zu übertragen.
Als Erstes entfernte der betreffende Mitarbeiter die maroden elastischen Fugen mit einer scharfen Klinge und saugte den darunter liegenden Fugenleerraum aus. Als Nächstes legte er eine elastische PU-Fugenschnur mit jeweils angepasster Fugenbreite in den Fugenleerraum circa drei Zentimeter unterhalb des Plattenniveaus ein. Vor dem Verfugen schützte er die Fugenkanten durch Klebekreppband vor Verschmutzung. Anschließend brachte er einschichtig den Dichtstoff Ottoseal S 70 bis über Niveau ein. Dieser wurde mit einem Silkonabzieher abgezogen. Danach wurde das Kreppklebeband entfernt. " Die Fugen durften anschließend 14 Tage nicht betreten werden, um eine optimale Aushärtung zu gewährleisten", ergänzt Schröer. Ein abschließender Poliergang mit einer 1.500 Umdrehungen pro Minute laufenden Poliermaschine und einem grünen Diamantpad rundete das homogene Gesamtbild des Natursteins ab.
Parallel zu den Arbeiten am Natursteinboden erfolgte auch die Aufarbeitung der historischen Holzdielung auf der oberen Empore. "Hierbei", erläutert Schröer, "wurde die bisherige Pflege auf ein der Beanspruchung und Nutzung des Bodens abgestimmtes Pflegesystem der Firma Osmo umgestellt. Ziel war es, den bisherigen Pflegefilm zu erneuern und einen homogenen optischen Zustand zu erreichen, welcher dem Zweck der Räumlichkeit, seiner Nutzung und Beanspruchung entspricht."
Mehrmaliges Schleifen
Für die Aufarbeitung wurde ein Schleifsystem gewählt, das die alten Beschädigungen, Kratzer, Eindrücke und Verschmutzungen entfernt. Dieses maschinelle Schleifen der Dielungsoberfläche erfolgte mit einer Spezialschleifmschine der Firma Bona in mehreren Arbeitsgängen. Dabei saugte das integrierte Absaugsystem circa 95 Prozent des anfallenden Schleifstaubes sofort ab. Nach dem Schleifen der Dielung wurde der Boden mit einer Öl-Beize (Osmo) behandelt, um die Holzoberfläche wieder in ihren ursprünglichen farblichen Zustand zu versetzen. Der darauffolgende Anstrich mit einem Hartwachsöl (Osmo) gewährleistete den entsprechenden Schutz für den nachhaltigen Farbanstrich.
Vor der Wiedereröffnung der Kirche als Museum im Oktober 2020 erfolgte eine Feinstaubbeseitigung von allen Oberflächen, auch auf der Kanzel. Die vorher sanierte Steinfläche musste dabei mittels Bodenschutz vor neuen Verkratzungen bewahrt werden. Aufgrund der maximal zu erreichenden Höhe für die Feinreinigung war dafür eine Rollrüstung erforderlich. Bei der Säuberung wurden lose aufliegende Feinstäube mithilfe eines besonderen Museumsaugers mit HEPA-Filter und vorgesetzten, speziell in der Denkmalpflege Verwendung findenden Pinseldüsen aus Ziegen- und Rosshaar entfernt. Ausgeführt haben diese Arbeiten drei in der Denkmalpflege ausgebildete Gesellen von Kleine. Damit waren nach fünf Monaten alle Revitalisierungs- und Reinigungsarbeiten abgeschlossen und der Naturstein- und der Holzboden in der Kirche erstrahlten in altem neuem Glanz.
Dr. Andreas Müller, freier Journalist/ Daniel Schröer, Kleine | markus.targiel@holzmann-medien.de