Opel Insignia Sports Tourer im Test Der Fluch des schicken Endes

Das aktuelle Opel-Flaggschiff Insignia gibt es als viertüriges Stufenheckmodell, als Schrägheck mit großer Klappe – beide mit 4,84 Meter in der oberen Mittelklasse angesiedelt. Sieben Zentimeter mehr misst der Sports Tourer genannte Kombi, den wir mit einem wirtschaftlichen 1,6-Liter-Dieselmotor prüften.Der Erfinder des Schrägheckkombis war zweifellos Audi mit seinem 100 Avant anno 1983, mit dem man der einst von Volvo erdachten Kastenform etwas Flottes entgegensetzen wollte. Das schicke Ende machte Schule, so auch beim aktuellen Opel Insignia mit dem Beinamen Sports Tourer. Von vorn gleicht der knapp fünf Meter lange Kombi seinen Limousinen-Brüdern mit vier und fünf Türen – unverkennbar durch das Markenzeichen mit dem Blitz. Wir wollen an dieser Stelle eine Lanze brechen für eine Motorisierung, die für alle Verkehrslagen völlig ausreicht – ein großer Kombi kann von einem 1,6-Liter-Dieselmotor mit 136 Pferdestärken/100 Kilowatt problemlos bewegt werden. Wir reden hier von einem bis unters Dach beladenen Wagen auf Autobahnen, über Land und in der Stadt. Freilich lassen sich mit diesem Auto keine Ampelrennen gewinnen – aber wer will das schon? Komfortables Fahrwerk, niedriger GeräuschpegelHingegen kann man sich auf Landstraßen durchaus auch mal an ein Überholmanöver wagen, wenn man von den sechs gut geführten Gängen mit flotter Hand einen herunterschaltet. Ausprobiert haben wir’s nicht, aber nach der Papierform ist es möglich, mit diesem Auto schneller als 200 Stundenkilometer zu fahren. Das ausgesprochen komfortable Fahrwerk und der niedrige Geräuschpegel im Inneren auch bei höheren Geschwindigkeiten machen diesen Opel vollkommen langstreckentauglich. Vorn am Fahrerplatz geht’s übersichtlich zu, wobei ein Teil der Bedienung ans Lenkrad verlagert ist. Auch die drei Hinterbänkler können keinesfalls klagen, was ihre Bein- und Kopffreiheit betrifft. Wer allerdings einen Kombi vor allem wegen der Transportmöglichkeiten kauft, sollte sich womöglich besser anderswo umsehen. Zwar maßen wir eine Länge des Ladebodens von 97 Zentimetern, und die Kante an dessen hinterem kratzfestem Ende aus Edelstahl erhebt sich gerade noch annehmbare 69 Zentimeter über der Fahrbahn. Aber der dachhohe Stauraum bei umgeklappter hinterer Lehne liegt bei 1.530 Litern, das sind 20 Liter weniger als im deutlich kleineren Astra Sports Tourer aus dem gleichen Hause. Zum Vergleich in dieser Kombiklasse: Ford Mondeo Turnier – 1.630 Liter; Mazda 6 Kombi – 1.664 Liter; Hyundai i40 Kombi – 1.719 Liter; VW Passat Variant – 1.780 Liter; Skoda Superb Combi – 1.950 Liter. Geprüfter Fahrersitz für beanspruchte RückenDer Einstiegspreis für den großen Opel-Kombi mit 1,4-Liter-Benziner und 140 Pferdestärken/103 Kilowatt liegt bei 25.610 Euro. Unser Testwagen der Ausstattung Business Edition – unter anderem mit einem Fahrersitz, dem das Gütesiegel der Aktion Gesunder Rücken e.V. verliehen wurde, außerdem mit beheizten Vordersitzen und einem serienmäßigen Navigationsgerät – ist zu Preisen ab 29.030 Euro im Angebot. Als Testverbrauch ermittelten wir 6,1 Liter Dieselkraftstoff, was für einen Wagen dieser Größe mit 136 Pferdestärken/100 Kilowatt aus 1,6 Liter Hubraum nicht schlecht klingt, aber 42 Prozent über dem angegebenen Normwert liegt. Dank des serienmäßigen Gepäcknetzes bedeutet es kein Risiko, bis unters Dach zu laden – die Sicht nach hinten müssen dann während der Fahrt die beiden Außenspiegel übernehmen. Aber auch mit freiem Blick erweist sich die vermeintlich großflächige Heckscheibe als Designertrick. Denn sie verglast dicke hintere Dachsäulen und die Augen können nur durch eine Art liegenden Halbmond erfassen, was hinter dem Auto vorgeht. Eine Rückfahrkamera zum Rangieren, kombiniert mit Spurwechsel-Assistent und Totwinkel-Warner, erfordert einen Aufpreis von 495 Euro und ist gegenüber einer großen Heckscheibe doch immer nur die zweitbeste Lösung. Wir schreiben hiermit den Entwicklern der nächsten Insignia-Generation ins Auftragsbuch, für mehr Höhe im Heck und ein größeres Fenster nach hinten zu sorgen. Redaktionsbüro Dr. Kießler | markus.targiel@holzmann-medien.de