Zaubern mit der Laserpistole Aus grau-schwarz wird gelb

Am 1907 fertiggestellten Bahnhof Haan sollte der Dienstleister arg verschmutzte Sandsteinflächen reinigen. Nach genauer Prüfung der Aufgabenstellung vor Ort entschied sich der Firmenchef für den Einsatz eines Laser-Reinigungssystems.Ein Bahnhof als Objekt der Begierde? Für Eisenbahnfans, Hobbyfotografen, Denkmalschützer und -freunde bietet die Station in Haan, wo das Rheinland ins Bergische Land übergeht, sicher einiges fürs Auge. Aber was zieht Peter Raddatz, Inhaber einer Reinigungsfirma in Haan, immer wieder zu diesem Gebäude, das im Original im US-Bundesstadt Massachusetts an der Bahnstrecke Boston – New York steht? Natürlich hat es dem 59-Jährigen auch die Archtiketur des Bahnhofs angetan: Ein etwa 20 Meter langer Querbau (Mansarddach) verbindet zwei wuchtige, mit schwarzen Schieferplatten verkleidete Haupthäuser (Satteldächer), an die sich auf beiden Seiten zwei runde, hell gestrichene Erkertürmchen mit sogenannten Hütchendächern schmiegen. Die Gegensätze in Farbe, Konstruktion (Flach-, Spitz-, Runddächer) und Fassadengestaltung (links und rechts die Bögen der Erker, dazwischen mehrere hohe, rechteckige Fenster, in deren Zentrum sich der bogenförmige Haupteingang befindet) sind weitere Elemente, die den Bahnhof Haan so besonders machen. Reinigung immer wieder aufgeschobenDas Hauptinteresse von Peter Raddatz gilt allerdings nicht der Ästhetik oder den Kontrasten, sondern den Grundmauern des 1907 fertig gestellten Gebäudes. Bei den verschiedenen Renovierungen und Sanierungen der vergangenen Jahrzehnte an diesem Gebäude wurde deren Reinigung ein ums andere Mal verschoben. „Noch nicht so nötig, machen wir beim nächsten Mal – so oder so ähnlich lauteten wohl die Begründungen für die immer wieder aufgeschobene Reinigung des Mauerwerks“, sagt Peter Raddatz. Die logische Folge war, dass die ursprünglich einmal gelbe Sandsteinmauer im Laufe der Zeit eine schmutzig graue bis tiefschwarze Färbung annahm. Das wollte Raddatz ändern und dabei auf die Fachkenntnisse und Erfahrungen seines Sohnes Björn zurückgreifen, der gemeinsam mit seinen Mitarbeitern schon etliche Bauwerke und verschiedene Oberflächen von Staub, Rost, Öl und Schmutz befreit hat. Dazu zählt auch die Edelstahl-Fassade der Gehry-Bauten im Düsseldorfer Medienhafen, die er mit seinem fünfköpfigen Team vor vier Jahren per Flex, einem eigens entwickelten Schleifpapier und Metal Polish wieder auf Vordermann gebracht hat. „Da aufgrund der Einzigartigkeit der Anlage im Medienhafen extreme Vorsicht geboten war, mussten damals neue Wege gegangen werden“, betont Björn Raddatz. „Am Haaner Bahnhof dagegen hätten wir auf das herkömmliche Wirbelstrahlverfahren (Niederdruck/Granulat) zurückgreifen können, doch wir haben uns für das Laser-Reinigungssystem entschieden.“ Schäden nicht zu befürchtenRein zeitlich lässt sich mit diesem Verfahren zwar nichts gewinnen – Raddatz-Junior hat für den Auftrag (etwa 180 Quadratmeter Naturstein waren zu säubern) drei Wochen veranschlagt, aber in puncto Schmutz- und Lärmvermeidung, Aufwand und Qualität „bietet der Laser aus unserer Sicht ganz klare Vorteile. Und darüber hinaus sind Strahl- und Reinigungsmittel überflüssig, da es sich um ein chemiefreies Verfahren ohne Umweltauflagen handelt. Die kontaminierten Schichten aus Staub, Schmutz, Fett, Öl oder Oxyd werden einfach nur verdampft und abgesaugt.“ Björn Raddatz weiß aber auch um die Vorbehalte, die dem Einsatz von Laserpistole und Sauger immer wieder entgegenstehen. „Da Licht gebündelt und damit Kraft auf eine einzige Stelle gerichtet wird, ist die Angst vor irreparablen Schäden weit verbreitet“, räumt er ein. Diese Befürchtungen seien allerdings grundlos, „denn ich kann den Laserstrahl mit der Pistole nach Belieben dosieren, präzise einsetzen und die Oberflächen dadurch schonend, aber dennoch effektiv bearbeiten.“ Nicht umsonst stehe dieses Verfahren bei Archäologen und Restauratoren hoch im Kurs. Die Einsatzmöglichkeiten des mobilen Lasersystems sind vielfältig und im Gegensatz zu Methoden wie der Trockeneisreinigung oder dem Sandstrahlen vor Ort ohne aufwändige Aufbauten oder Absperrungen möglich, zudem sind keine Umweltauflagen zu beachten. Für Petra van der Lest, die das Gebäude 1999 gemeinsam mit ihrem Mann von der Deutschen Bahn erworben hat und darin nach umfangreichen Änderungsarbeiten einen Catering- und Partyservice betreibt, sind derlei Überlegungen völlig nebensächlich. Sie freut sich einfach nur über das Engagement der Gebäudereinigung Raddatz und die optischen Auswirkungen der Mauersanierung. „Das gibt sicherlich eine ganz neue Sicht auf unseren Bahnhof.“ Der hat sich übrigens in den letzten Jahren unter dem Namen „Kultur-Bahnhof“ zu einem ortsübergreifenden Treffpunkt entwickelt und dürfte nach Abschluss der Säuberungsaktion nochmals an Wertschätzung zulegen – und das nicht nur bei Gourmets, Eisenbahnfans und Hobbyfotografen. Abschließend sei noch erwähnt: Züge stoppen immer noch am „Haaner Halt“ (so wurde der Standort 1867 benannt, als die Strecke Gruiten–Köln-Deutz freigegeben wurde) oder aber sie jagen im ICE-Tempo hindurch Richtung Köln beziehungsweise Wuppertal. Schade eigentlich, der Bahnhof Haan wäre – nicht nur, da er sich nun wieder in einwandfreier Optik präsentiert – auch für ICE-Passagiere einen Halt wert. Ole Völker, Raddatz Gebäudereinigung peter.hartmann@holzmann-medien.de