Die Wolff-Kolumne Ich möchte Ihnen jemanden vorstellen
Weil wir gerade davon sprechen: Da gibt es jemanden, den ich Ihnen schon längst einmal vorstellen wollte. Ich kenne und schätze diese Person schon lange. Der Wecker klingelt bei ihr um halb fünf – früher noch früher. Wegen des Frühstücks für die Kinder. Aber die sind jetzt zum Glück groß genug.
Viertel nach fünf sitzt sie im Öffentlichen. Kurz vor sechs trinkt sie einen Kaffee mit ihren fünf Kolleginnen. Ihre Arbeit macht ihr Spaß. Sie trägt viel Verantwortung. Für Hygiene und Reinigung. Und damit Menschen sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen. Auch dort, wo andere Leute dauernd hingehen, aber sehr ungerne putzen. In den Toiletten.
Ihre Kinder haben sich manchmal für sie geschämt – das Extrageld für den Schulausflug nach London haben sie trotzdem gerne eingesteckt. Überhaupt ist sie stolz auf die Kinder. Ordentliche Schulabschlüsse, alle beide. Die Ehe hat auch gehalten. „Man muss einfach nicht so schnell aufgeben.“
Den Begriff „intrinsische Motivation“ hat sie bestimmt noch nie gehört. Vielleicht fragt sie auch, ob das neue Mittel so heißt, das der Chef schon lange versprochen hat. Sie nimmt ihre Aufgabe sehr ernst. Die Bezahlung? Die ist in letzter Zeit etwas besser geworden. Könnte natürlich besser sein. Aber mit den Überstunden kommt was zusammen. Außerdem, Geld ist ja nicht alles. Da sind noch die wirklich netten Kolleginnen. „Ich hab ja wirklich nicht am Wasser gebaut. Aber wie die neulich heimlich meinen Geburtstag vorbereitet haben – da mussten die Tränen einfach raus.“
An der Bowlingkugel ist sie unschlagbar. Am Kochtopf naja, da ist noch Luft nach oben. Ach so. Wie sie heißt? Bergmann oder Kostic oder Theodoris oder Karadeniz oder Stepniak oder Wyskam oder Frau Pok? Wobei, ich glaube Sie kennen die Person sowieso schon.