«Un train peut en cacher un autre» – «Ein Zug kann den anderen verbergen»: Dieses Warnschild der französischen Staatsbahnen hat auch für die Hygiene seine Gültigkeit. Seit einem Jahr ist alle Aufmerksamkeit auf Corona gerichtet. Das ist verständlich und auch gut so. Doch still und heimlich könnten die Legionellen von der Gunst der Stunde profitieren und sich in Nasszellen von Heimen, Schulen und anderen Institutionen breitmachen.
Denn einerseits fehlt es mancherorts an der nötigen Wachsamkeit. Anderseits gibt es ausgerechnet jetzt zuhauf Biotope, wo sich die stäbchenförmigen Bakterien pudelwohl fühlen: lauwarmes, möglichst stehendes Wasser. Denn in Schulhäusern wird der Turnunterricht nur noch im Freien abgehalten, entsprechend bleiben die Duschräume ungenutzt. Viele Altersheime haben hohe Leerbestände, die Zimmer werden erst mit Verzug wieder belegt. Und in der Hotellerie pausieren einige Betriebe ganz, während andere sich mit vereinzelter Wochenendkundschaft durch die Krise hangeln. Überall fehlt die kontinuierliche Durchspülung der Wasserleitungen.
Unser Schwerpunktbeitrag zeigt, dass mehr Wissen zur Entstehung der Legionellose Not tut. Ein Projekt des Bundes will nun Licht ins Dunkel bringen. Doch auf Studien zu warten bringt nichts, denn das Gesetz fordert eine Selbstkontrolle. Jeder Betrieb muss in eigener Verantwortung dafür sorgen, das Risiko einer Infektion so tief wie nur möglich zu halten. Ob Hotel oder Heim, weitere Infektionswellen sind das Letzte, was sich die Branche jetzt leisten kann.
Ihr Schweiz-RedaktorPieter Poldervaart